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© Kitty Kleist-Heinrich

Berlinale-Werbung: Wer kennt schon 15.000 Filme?

Berliner Grafiker gestalteten die Festivalplakate. Die Idee anlässlich des Berlinale-Jubiläums: Ein Plakat zu gestalten, auf dem alle Filmtitel zu lesen sind, die jemals auf der Berlinale gezeigt wurden.

Die ganze Geschichte kam nur ins Rollen, weil Sarah Lamparter ein schlechtes Gewissen hatte. Vor drei Jahren hatte die Grafikerin aus dem Neuköllner Grafikbüro Otto Sauhaus aus Zeitmangel eine Anfrage abgelehnt, für den Stuttgarter Filmwinter ein Plakat zu entwerfen. „Danach fühlte ich mich so mies, dass ich etwas größenwahnsinnig bei der Berlinale anfragte, ob ich nicht an der Ausschreibung für den Plakatentwurf 2008 teilnehmen könnte“, erzählt Lamparter. Doch weil Berlinale-Chef Dieter Kosslick die damaligen Arbeitsproben nicht gefielen, wurde nichts daraus, und Lamparter vergaß die ganze Angelegenheit wieder.

Bis die 32-Jährige im Sommer 2009 einen Anruf von der Marketingleiterin der Berlinale, Anne Marburger, bekommt, sie möchte sich doch noch einmal an der Ausschreibung für das Plakat zur 60. Berlinale in 2010 bewerben. Was Lamparter zusammen mit ihren Kollegen Michael Fröhlich und Karl Zech zunächst ohne viel Hoffnung dann auch tut. Die Idee der drei Grafiker anlässlich des Berlinale-Jubiläums: Ein Plakat zu gestalten, auf dem alle Filmtitel zu lesen sind, die jemals auf der Berlinale gezeigt wurden. Mit diesem Vorschlag gewinnt das Team tatsächlich. Doch keiner der drei kann sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, wie viel Arbeit damit verbunden sein wird – denn nirgendwo gibt es eine vollständige Liste aller rund 15000 Berlinale-Filme. Daher steigen die Grafiker in die Tiefen des Archivs der Deutschen Kinemathek hinab und durchforsten – da das Online-Archiv der Berlinale erst alle Filme seit 1990 komplett gelistet hat – mithilfe zahlreicher Berlinale-Mitarbeiter zusätzlich die alten Filmkataloge aus den acht Sektions-Abteilungen. Auf diese Weise kommen allein etwa 1000 bisher nicht archivierte Filme der Sektion „Forum“ aus den Jahren 1970 bis 1980 wieder ans Licht. „Über Monate tippten wir bis spät in die Nacht, ließen Korrektur lesen und korrigierten. Mehr als 300 Din-A4-Seiten sind so zusammengekommen“ erzählt Lamparter. Und die umfangreiche Sammlung wird auch nach der Berlinale Verwendung finden: „Dank dieser großartigen Recherche können wir nun unser Online-Archiv nach und nach komplett ergänzen“, sagt Marburger.

Dass das diesjährige Plakat im Vergleich zu den vorigen Jahren ungewohnt blass ausgefallen ist, hat vor allem zwei Gründe: Tatsächlich war der Farbentwurf der Neuköllner Grafiker ursprünglich kräftiger, das Cyan und Magenta leuchtender. Doch die Berlinale-Leitung wünschte Nachbesserung, und so entstand die aktuelle Version in Zartgrün und Lila, wie sie auch auf Merchandising-Produkten wie Schulheften und den beliebten Berlinale-Taschen zu finden ist. Außerdem spielten auch gestaltungstechnische Gründe eine Rolle, erklärt Lamparter: „Alle Farben würden bedingt durch den Weißanteil der Schrift pastellartig wirken.“ 

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