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Kultur: Berliner Bouillon

Ein

von Rüdiger Schaper

Der Hauptstadtkulturfonds war einmal eine gute Idee. Bis die Politik sich einmischte. Frei schwebende Mittel für spezielle Projekte in Berlin, eine schlanke Organisation, schnelles Reagieren auf neue kulturelle Strömungen in der Hauptstadt: Damit ist es vorbei. In kurzer Zeit wurde das kleine, feine Förderinstrument von politischen Interessen und institutionellem Eigensinn öffentlich zerlegt. Die Ausstellung zur Geschichte des Palastes der Republik – gestrichen. Weil die Bundeszentrale für politische Bildung ihre Kooperationszusage zurückgezogen hat. Das ist ein Teil der Erklärung. Der andere ist, dass der fortlaufenden kulturellen Zwischennutzung des monströsen Gerippes ein Ende gesetzt werden sollte. Ähnlich lief es bei der RAFAusstellung in den Berliner Kunstwerken. Auch da zog sich der Hauptstadtkulturfonds nach massiven Protesten vor allem aus den Reihen der FDP aus dem Projekt zurück. Einen hauptstädtischen Kulturfonds, der nur politikfreie Kunst unterstützen darf, kann man abhaken. Warum wehrt sich Adrienne Goehler nicht? Es gab durchaus umstrittene Entscheidungen, als die frühere Berliner Kultursenatorin den Fonds mehr oder weniger im Alleingang gestaltete, unorthodox, ideenreich, listig. Nun aber sitzen in dem Gremium Politiker, Adrienne Goehler wurde entmachtet, und jegliches Profil ist dahin.

Man übt in der Berliner Kulturpolitik im Grunde nur zwei gleichermaßen ärgerliche Haltungen: entweder Hasenfüßigkeit – auch Kultursenator Thomas Flierl sitzt gern Probleme aus – oder Lautsprecherei. Da ist Claus Peymann, Chef des Berliner Ensembles, der Größte. Er bot dem seit über zwanzig Jahren inhaftierten Ex-RAF-Terroristen Christian Klar ein Theaterpraktikum an. Riecht nach PR-Aktion und hat kaum reale Chancen. Gratis-Mut oder Feigheit: Das ist der Hauptstadtkulturfond ohne s, die dünne Berliner Bouillon.

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