zum Hauptinhalt

Kultur: Berliner Ensemble: Berlin ist nicht Utzbach

Grundsätzliches und Spielerisches, Ernstes und Heiteres in ironischer Balance zu halten, ist immer die Sache von Ulrich Eckhardt gewesen. Kulturpolitik betrieb er in den 28 Jahren seiner Festspiel-Intendanz hartnäckig, kenntnisreich und anmutig.

Grundsätzliches und Spielerisches, Ernstes und Heiteres in ironischer Balance zu halten, ist immer die Sache von Ulrich Eckhardt gewesen. Kulturpolitik betrieb er in den 28 Jahren seiner Festspiel-Intendanz hartnäckig, kenntnisreich und anmutig. Und erreichte dabei, die Festspiele im Westen Berlins zu den damals sozialistischen Ländern im Osten zu öffnen, nicht zuletzt auch zu Ostberlin. Wenn nun das Berliner Ensemble Ulrich Eckhardt zum Abschied aus der Leitung der Berliner Festspiele mit einer Vorstellung des "Theatermachers" von Thomas Bernhard Dank sagte, dann steckte darin eben diese heitere, ein wenig auch spitzbübische Gelassenheit und Überlegenheit, die es beim scheidenden Festspiel-Intendanten zu feiern galt.

Eckhardt hat Berlin als eine führende Kulturstadt in der Welt behauptet, ohne repräsentative Gebärde, aber mit hohem Anspruch. Bernhards Held, der Staatsschauspieler Bruscon, lebt gerade aus solcher hitzigen Wirkungssucht heraus. Ein Gegenentwurf zu Eckhardt? Das doch nun wieder nicht, denn "der größte Schauspieler aller Zeiten" spielt sich auch im schäbigen Gasthof des hoffnungslos provinziellen Utzbach in einen liebenswürdigen Wahnsinn hinein, in eine Besessenheit, die das finsterste Ungemach, die scheußlichste Talentlosigkeit weit hinter sich lassen. Eckhardt war ein so Besessener, der durch seine hellsichtige Phantasie, seine diplomatische Kunst und kompromisslose Hartnäckigkeit mit manchem Unfug der Politikmacher fertig wurde. "Er war der Theatermacher für Berlin und hat in allen diesen Jahren erfolgreich verhindert, dass Berlin Utzbach wird", hieß es in der Einladung des Berliner Ensembles. Und doch wurde, in der Feierstunde nach der Vorstellung, eine Chance vertan. Claus Peymann, Jürgen Schitthelm, Peter Raue, Günther Rühle und Jürgen Flimm - prominente Kultur-Anwälte aus der alten Bundesrepublik, Österreich und dem Westteil Berlins - dankten Eckhardt warmherzig und humorvoll. So weit und so gut. Hätte es aber, im Berliner Ensemble Bertolt Brechts, nicht auch einen Ostberliner Theatermacher als Dankredner geben können? Auch Albert Hetterle, Thomas Langhoff, Frank Castorf, um nur diese Drei zu nennen, sind in besonderer Weise mit dem Festspiel-Intendanten Eckhardt und seiner beispielgebenden Arbeit verbunden gewesen.

Fu

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false