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Kultur: Berliner Ensemble: Ein Loblied aus voller Brust

Der Hausherr spricht ein stolzes Wort: "Das Berliner Ensemble ist das am besten funktionierende Theater der Stadt." Claus Peymann erklärt bei seiner Vorschau auf den Spielplan 2001/2002 zunächst, warum er seine Bühne derart lobt: Sie erfasse alle Berliner Publikumsschichten - von 54 Prozent "Vollzahlern" über 17 Prozent Schüler/Studenten, 13 Prozent Abonnenten bis zu 5 Prozent Mitglieder von Besucherorganisationen; nur die knapp 2 Prozent Rentner sind ihm zu wenig.

Der Hausherr spricht ein stolzes Wort: "Das Berliner Ensemble ist das am besten funktionierende Theater der Stadt." Claus Peymann erklärt bei seiner Vorschau auf den Spielplan 2001/2002 zunächst, warum er seine Bühne derart lobt: Sie erfasse alle Berliner Publikumsschichten - von 54 Prozent "Vollzahlern" über 17 Prozent Schüler/Studenten, 13 Prozent Abonnenten bis zu 5 Prozent Mitglieder von Besucherorganisationen; nur die knapp 2 Prozent Rentner sind ihm zu wenig. Die Platzausnutzung von 81 Prozent sei "eine sensationelle Zahl"; sie könnte noch höher liegen, wenn sich die unbeliebten Galerieplätze besser verkauften.

"Berlin ist die Metropole mit dem größten Theatersterben in Europa", meint Peymann mit Hinweis auf das akut gefährdete Theater des Westens. Dennoch könne er sich nicht vorstellen, dass ein Politiker sich traue, sein so gut funktionierendes BE kaputt zu machen. Existenzbedingung sei allerdings, dass die Subventionssumme von 26,5 Millionen unangetastet bleibe. Die darin enthaltenen 5,5 Millionen Lottogelder zu verlieren, würde eines bedeuten: "Das Ende!" Indes glaubt Peymann in den neuen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit "ein gewisses Vertrauen" setzen zu können - Wowereit gehe, wie auch Gregor Gysi, gern in sein Theater.

Die neue Spielzeit wird mit einem Gastspiel aus Kopenhagen eröffnet: Büchners "Woyzeck" in der Sicht von Robert Wilson und Tom Waits. Erste eigene Premiere ist Hochhuths "Stellvertreter" in Philip Tiedemanns Regie, mit Hans-Michael Rehberg als Papst, am 12. September. Kurz darauf folgt, inszeniert von Peymann, Christoph Ransmayrs "Die Unsichtbare", deren Uraufführung bei den Salzburger Festspielen herauskommt, eine Koproduktion, deren Kosten zu 60 Prozent Salzburg trägt. Eine lukrative Zusammenarbeit dieser Art ist auch mit dem Schauspielhaus Zürich vorgesehen: Martin Crimps "Auf dem Land" in Luc Bondys Regie. Eine Koproduktion mit dem Theaterhaus Stuttgart soll in den Tränenpalast einziehen: George Taboris Plan, dem "Ödipus" des Sophokles mit den Tanz-Größen Marcia Haydée und Ismael Ivo Beine zu machen. Zu Marieluise Fleißers 100. Geburtstag gibt es "Fegefeuer in Ingolstadt", inszeniert von Manfred Karge mit Studenten der Ernst-Busch-Hochschule. Zwei Dezemberpremieren: Tiedemann inszeniert die Uraufführung von Peter Turrinis "Ich liebe dieses Land", nämlich Deutschland, mit Maria Happel als polnischer Putzfrau, und Peymann möchte sich noch einmal, wie schon in Bochum, Goethes "Torquato Tasso" vornehmen, um mit Martin Wuttke in der Titelpartie die Position des Künstlers in der Gesellschaft zu reflektieren. Fürs Frühjahr hofft man, dass Einar Schleef endlich verwirklichen kannt, was er krankheitshalber hatte aufgeben müssen: Elfriede Jelineks "Macht nichts".

Günther Grack

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