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Kultur: Berliner Joker

Kulturstaatsministerin Weiss will noch viel mehr Stiftungen

Die Kulturetats der Länder sind massiv geschrumpft. Doch den leeren öffentlichen Kassen steht ein beträchtlicher privater Reichtum gegenüber – zumindest in den alten Bundesländern. Kein Wunder also, dass Kulturstaatsministerin Christina Weiss zum Stiften anstiften möchte. Gleich nach ihrem Amtsantritt im Herbst hatte sie dazu beigetragen, dass der Vorschlag ihres Kollegen Eichel verworfen wurde, Firmenspenden an gemeinnützige Organisationen nicht mehr steuerlich zu berücksichtigen. Für die „Verhinderung des Spendenattentats“, das auch die Stiftungen empfindlich getroffen hätte, dankt denn auch Fritz Brickwedde, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Ministerin und Stiftungsvertreter trafen am Montag bei einer Podiumsdiskussion im Berliner Konzerthaus zusammen.

Weiss begrüßt die Zunahme der StiftungsNeugründungen als „Anfang einer neuen Idee von der Bürgergesellschaft“. Zwar dürfe der Staat sich nicht aus seiner Verpflichtung für die Kultur herausstehlen. „Ich plädiere keineswegs für amerikanische Verhältnisse.“ Doch sei ein „argwöhnisches Begutachten der Stifter“, denen mancher als Hauptmotiv das Steuersparen unterstellt, nicht angebracht. Statt dessen wirbt Weiss für eine „neue Lust des Spendens“. Und Eske Nannen vom Vorstand Nannen-Stiftung sekundert aus persönlicher Erfahrung, wenn er meint: „Spenden bereichert.“

Eine Stiftung fördert aus Erträgen ihres Vermögens einen gemeinnützigen Zweck. Sie ist, anders als ein Förderverein, auf Dauer angelegt. Die Motivation dafür, ein kleineres oder größeres Vermögen in eine Stiftung zu stecken, liegt auch im Wunsch, über den eigenen Tod hinaus zu wirken. Ein Viertel der Neugründungen der letzten Jahre waren Kulturstiftungen. Die von der öffentlichen Hand geförderten Kulturinstitutionen merken von dieser Form des bürgerschaftlichen Engagements aber noch nicht sehr viel. „Mäzenatentum ist der absolute Ausnahmefall“, bedauert Frank Schneider, Intendant des Konzerthauses.

Christoph Mecking, Geschäftsführer des Bundesverbandes, wünscht sich vom Staat, dass Stiftungswillige mehr dazu animiert werden, ihre Mittel für kulturelle und andere gemeinnützige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Eine „Stifterrente“ könnte es leichter machen, sich vom eigenen Vermögen zu trennen, Gebühren für Neugründungen sollten entfallen. Von weiteren Steuererleichterungen war angesichts der öffentlichen Kassen an diesem Abend dann aber doch nicht die Rede.

Adelheid Müller-Lissner

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