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Kultur: Berliner Koalition: Morgen, Kinder, wirds nichts geben!

Die Phönizier haben das Geld erfunden - aber warum so wenig? Die hamletische Frage des Wiener Komikers Nestroy aus dem 19.

Die Phönizier haben das Geld erfunden - aber warum so wenig? Die hamletische Frage des Wiener Komikers Nestroy aus dem 19. Jahrhundert bleibt immergrün: Warum so wenig Weihnachtsgeld?

Natürlich wird auch jetzt wieder in Wehklagen ausgebrochen, da in Berlin die rot-roten Teufeleien ruchbar geworden sind: Die kommende Links-Koalition will im Kulturbereich 18 Millionen Euro einsparen. "Massiven Kulturabbau" meldet die "FAZ", die "Berliner Morgenpost" sieht die "Kultur in Berlin wieder bluten". Das schreibt sich locker, das liest sich gut - und will leider gar nicht einleuchten. Die Reflexe von Abwehr, Protest und Warnung vor Kulturverfall, sie funktionieren nicht mehr. Nicht in Berlin, der Hauptstadt der Bankrotteure. Gemessen an der allgemeinen Bedrückung kommt die Kultur noch ganz ordentlich davon. Wer hätte ernsthaft mit einer Erhöhung der Kulturausgaben gerechnet? Plus minus null, das war die Hoffnung. Sie hat sich nicht erfüllt.

Nein, es wird nicht ernst. Nicht ernster, als es seit der Wende immer schon war. Nur das Schwindeln hat ein Ende. Jetzt also wird das Theater des Westens verkauft, und dessen Subventionsposten, rund zehn Millionen Euro, kassiert. Der Titel taucht ab 2003 nicht mehr im Kulturhaushalt auf, ebenso wenig die zweieinhalb Millionen Euro, die dem Schlosspark- und Hansa-Theater entzogen werden. Weitere 5,5 Millionen Euro bleiben als geplante "strukturelle Einsparungen" noch anonym. Schlimm. Aber nicht katastrophal.

Schwerer wiegt der Ausfall der Lotto-Mittel für die Kultur. Damit wurden große Projekte finanziert, die es sonst nie gegeben hätte. Lotto-Mittel sind Spiel-Geld im besten Sinn, sie dürfen keine festen Kosten decken. Nun fürchten die Berliner Opern und Schauspielbühnen nichts so sehr wie die Tariferhöhungen, für die der Senat nicht mehr aufkommen will und kann. Man wird dieses gewerkschaftliche System wohl aufgeben müssen. Sonst brechen die Staatstheater eines Tages zusammen: Diese Betriebe sind nicht auf Gewinn, sondern bewusst auf Verlust angelegt. Kunst rechnet sich nicht. Und Staatsbühnen sollen keine Behörden sein.

Nichts von alledem ist neu. Nur furchtbar unpopulär. Die Rolle des künftigen Berliner Kultursenators ist mit diesen schrecklich-moderaten Sparbeschlüssen geklärt: Gesucht wird ein Weihnachtsmann, eine Weihnachtsfrau mit leerem Sack und voller Witz und Zuversicht. O du fröhliche!

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