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Kultur: Berliner Kulturpolitik: Bernd Mehlitz geht

Radunski? Thoben?

Radunski? Thoben? Roloff-Momin? Stölzl? Goehler? In Berlins Kulturverwaltung waren Namen – und besonders die der ephemeren Spezies Kultursenator – meist Schall und Rauch. Die Politik machte den Eindruck andauernder Diskontinuität, eines ständigen und lästigen Neuanfangens. Aber der Schein trügt: Bernd Mehlitz war immer da. Gestern Abend hat der Abteilungsleiter im Magazin der Staatsoper seinen Abschied von einem Vierteljahrhundert Kulturverwaltung gefeiert. Abteilungsleiter, das klingt nicht sehr bedeutend. In der Realität hat Mehlitz so viel Hausmacht angehäuft, dass er sagen konnte, es sei ihm egal, welcher Senator unter ihm regiere. An ihm kam kaum einer vorbei, obwohl oder gerade weil er den öffentlichen Auftritt nicht suchte. Und so war er nach außen hin auch nie illoyal, was man von so manchem Staatssekretär – der dann auch unter Mehlitz regierte – nicht behaupten kann. 1979 erster Rockbeauftragter des Senats; 1988 großer Strippenzieher des Europäischen Kulturstadtjahres; und seither bei jeder großen Entscheidung oder Nicht-Entscheidung der Berliner Kulturpolitik dabei: Mehlitz’ Karriere ist deshalb so erstaunlich, weil er immer mächtiger wurde, obwohl – oder auch weil? – er sich da und dort die Finger verbrannt hat. Graue Eminenz ist eine Floskel. Besser gesagt: Mit Beamten wie Mehlitz sind irgendwann alle Senatoren grau. Jetzt zieht sich der Pensionär erstmal in die Türkei zurück, zu seinem alten Freund, dem Maler Hanefi Yeter. Da werden sich schon neue Projekte finden. R.S.

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