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Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) vor Beginn der Sitzung des Kulturausschusses.

© Jörg Carstensen/dpa

Berliner Kulturpolitik: Kultur für alle

Berlins Kultursenator Klaus Lederer spricht vor dem Kulturausschuss über seine Grundsätze.

Man kann es nicht oft genug sagen, es wird dadurch ja auch nicht falsch. Kunst ist autonom, sie folgt einer anderen Logik als die Politik. Kunst dient keinem äußeren Zweck. Und Kulturpolitik hat die Aufgabe, den freien Raum der Kunst zu schützen und zu erweitern.

Im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat Klaus Lederer (Die Linke) am Montag etwas grundsätzlicher über die Schwerpunkte seiner Arbeit gesprochen. Seine Ausführungen dienen auch in der Kulturverwaltung als Gesprächsgrundlage für die nächsten Jahre, wobei Kunstfreiheit eben nicht diskutabel ist. Interessant, dass er den Begriff einer „relativen“ und nicht absoluten Autonomie der Kunst benutzt; das zielt wohl aufs Ökonomische.

Und bei aller Selbstverständlichkeit des Gesagten muss man daran erinnern, dass es in Nachbarländern wie Polen oder Ungarn nicht mehr so weit her ist mit der Freiheit von Künstlern und Kulturmanagern. Der Staat mischt massiv mit. Lederer ist nicht nur Senator für Kultur, sondern auch für Europa. Zur Bewahrung der Freiheit gehört die Erinnerungskultur – der Umgang mit der Nazi-Diktatur, der DDR-Geschichte und dem kolonialen Erbe. Lederers Ressort hat viele große Querschnittsthemen, wie es im politischen Jargon heißt.

Verbindung von Kultur- und Sozialpolitik

Wenn überhaupt, dann sind in Berlin die Freiräume für Künstler durch die Entwicklung der Stadt bedroht. Lederer will „neue Förderstrategien“ für die Freie Szene entwickeln. Er spricht von der Freiheit zur Kunst, von Mindesthonoraren und der Verteidigung der Arbeitsräume durch Gentrifizierung. In dieser Frage will er mit der Wirtschafts- und der Finanzverwaltung und den Bezirken zusammenarbeiten. Diese sind auch gefragt bei der kulturellen Bildung und dem Versuch, das reiche Berliner Kulturangebot auch Menschen mit geringem Einkommen zugänglicher zu machen. „Kultur für alle“, so hat es der SPD-Politiker Hilmar Hoffmann in den siebziger Jahren gefordert. Auch damals ging es um eine Verbindung von Kulturpolitik und Sozialpolitik.

Natürlich darf die Dercon-Frage in keinem Kulturausschuss fehlen. Lederer hält sich an geschlossene Verträge, Reibungen bei Intendantenwechseln seien normal. Klar ist aber auch, dass er Dercon an der Volksbühne nach wie vor mit großer Skepsis sieht. Er habe aber kein Problem, in drei oder vier Jahren eventuell seinen Irrtum einzusehen, wenn es denn gut läuft. Dazu könnte Lederer mit etwas mehr Offenheit und Optimismus selbst beitragen. Nicht für Dercon. Aber für die Volksbühne.

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