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Kultur: Berliner Lektionen

folgt den Spuren von zwei großen Lehrern der Künste Wie lehrt man eigentlich Kunst? Walter Stöhrer und Raimund Girke waren zwei Autoritäten, die nachweislich eine Antwort auf diese Frage gefunden hatten.

folgt den Spuren von zwei großen Lehrern der Künste Wie lehrt man eigentlich Kunst? Walter Stöhrer und Raimund Girke waren zwei Autoritäten, die nachweislich eine Antwort auf diese Frage gefunden hatten. Beide unterrichteten viele Jahre an der ehemaligen Hochschule der Künste in Berlin. Und bis heute erzählen ihre Schüler lebhaft von den 2000 und 2002 verstorbenen Lehrern. Nun erinnern zwei Berliner Galerieausstellungen an die Protagonisten der Abstraktion. Bilder, Gouachen und Grafiken von Walter Stöhrer zeigt die Galerie Georg Nothelfer noch bis zum 21. Mai in der Corneliusstraße 3. Die feine Auswahl belegt die intellektuellen und emotionalen Triebkräfte von Stöhrers künstlerischem Schaffen (2500 bis 50000 Euro). In den bewegten Linien und kraftvollen Farbschwüngen steckt alles drin, was als Resultat von Ausdruckswillen, Unruhe und Suche, von Gefühlserfahrung und Beobachtung auf die Leinwand drängte oder auf die Radierplatte musste. Bei aller Abstraktion sind es Spuren echten Lebens. Eine Haltung, die er auch an seine Schüler weitergegeben hat.

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Das gilt auch für Raimund Girke , den anderen großen Lehrer. Als Maler war er Fundamentalist und Einzelgänger, aber für seine Studenten einer, mit dem man reden konnte. Sein Werk entstand stetig, seriell und streng in der Konzentration auf die Farbe Weiß. Dass mit seiner jahrelang trainierten, sensiblen Aufmerksamkeit für Nuancen und Gestus etwas entsteht, das Bestand hat ist keine Frage. In der Galerie Fahnemann (Fasanenstraße 61, bis 26. April) kann man sich davon überzeugen und gedanklich in seine reduzierten Farbmeditationen eintauchen. „Kühles Licht“ (17000 Euro) oder „Höhenflug“ (63000 Euro) sind zwei seiner seltenen Bildtitel. Doch auch ohne Worte reflektieren diese Farbrecherchen bis heute eine innere Grundhaltung und die Sehnsucht, sich nicht in Überfülle zu verlieren. In Zeiten, wo mancher Eleve erst mal seine Homepage einrichtet, bevor er an die Werkgestaltung geht, ist auch das eine Lektion.

Thea Herold

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