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Berliner Symphoniker: Ehrliche Arbeiter

Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Lior Shambadal beweisen die Berliner Symphoniker mit Werken von Wagner, Brahms und Ernest Bloch ihre Klasse.

Konkurrenz belebt das Geschäft – und die Berliner Orchesterlandschaft macht da keine Ausnahme. Kaum ein Konzert, in dem die hiesigen Klangkörper nicht ihre wachsende technische Souveränität und klangliche Brillanz beweisen. An diesem Spiel können sich die Berliner Symphoniker spätestens seit Verlust ihrer Subventionen nicht beteiligen, und so verblüfft die Begegnung mit ihnen in der Philharmonie umso mehr. Mit ihrem langjährigen, doch unvermindert präsenten Chefdirigenten Lior Shambadal zeigen sie, worauf es ankommt, jenseits aller wohlgesetzten Effekte: Anders als ihre alles könnenden Kollegen bieten sie nicht die Kulisse für dirigentische Choreografien der Eitelkeiten, sondern ehrliche, harte Orchesterarbeit. Die Darbietung der 1. Sinfonie von Johannes Brahms ergibt so musikalische Substanz pur. In schlüssigen Tempi setzt Shambadal auf absolute Deutlichkeit, schlägt Funken aus der Partitur, ohne jemals pathetisch oder sentimental zu werden. Nur im großen Zug fehlt da manchmal die Ruhe für feinere Balance: damit die Solostellen zuverlässiger Hörner, eine schönen Oboe und der noch immer einen betörenden Ton aufbringende Konzertmeister Hans Maile noch besser zur Geltung kommen könnten. Doch insgesamt überzeugt die harte Direktheit der Musik. In Ernest Blochs „Schelomo“ findet der Solist David Geringas den richtigen sehnig-sehnsuchtsvollen Cello-Ton, um die Klagen und Seufzer dieser „hebräischen Rhapsodie“ lebendig zu machen, deren orientalisierendes Kolorit Bassklarinette, Harfe und wirbelnde Flöten virtuos herausfordern. Die ätherischen Flageoletts des „Lohengrin“- Vorspiels von Richard Wagner bringen dafür die Streicher an ihre Grenzen – doch das ist schon ganz anderen Orchestern passiert. Isabel Herzfeld

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