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Kultur: Berliner Theatertreffen im Umbau

Theaterleben ist sowieso immer eine Baustelle. Jetzt auch beim Theatertreffen, das am Freitag mit Elfriede Jelineks und Karin Beiers Köln-Trilogie „Das Werk/Im Bus/Ein Sturz“ eröffnet wird: Vor dem Haus der Berliner Festspiele ist der Boden aufgerissen, Baumaschinen entbieten ihren lärmenden Gruß, und drinnen gibt es freien Blick auf Kabel und Entlüftungsrohre.

Theaterleben ist sowieso immer eine Baustelle. Jetzt auch beim Theatertreffen, das am Freitag mit Elfriede Jelineks und Karin Beiers Köln-Trilogie „Das Werk/Im Bus/Ein Sturz“ eröffnet wird: Vor dem Haus der Berliner Festspiele ist der Boden aufgerissen, Baumaschinen entbieten ihren lärmenden Gruß, und drinnen gibt es freien Blick auf Kabel und Entlüftungsrohre. Eine eindrucksvolle Installation, finanziert vom Konjunkturprogramm der Bundesregierung. Insgesamt werden an der Schaperstraße fünfzehn Millionen Euro verbaut, der Zuschauerraum ist ja bereits angenehm renoviert. Wenn alles fertig ist, soll am 27. August ein großes Fest gefeiert werden – sechzig Jahre Berliner Festspiele, davon zehn Jahre im eigenen Haus.

„Alles anders, alles neu“, lautet das von der Theatertreffen-Leiterin Iris Laufenberg geprägte Motto des Jahrgangs 2011. Passt ja auch zur Baustelle und zur Auswahl der Jury. Das Programm wirkt jünger, randständiger, riskanter. Zum ersten Mal dabei das Ballhaus Naunynstraße (mit „Verrücktes Blut“), auch Matthias Lilienthals Hebbel am Ufer ist – kaum zu glauben – unter den Debütanten mit dem „Testament“ der Performancetruppe She She Pop. Zu den Überraschungen zählt sicherlich die zweifache Einladung des Jung-Regisseurs Herbert Fritsch. Das frühere Ensemblemitglied der Volksbühne ist mit „Nora“ aus Oberhausen und dem „Biberpelz“ aus Schwerin dabei. Und diese garantiert feminismusfreie „Nora“ hat Fritsch auch noch einmal fürs Fernsehen inszeniert – zu erleben am 24. Mai auf der großen Leinwand im Sony Center am Potsdamer Platz. Theatertreffen als Public Viewing, das ist wirklich neu: Am 13. Mai ist „Verrücktes Blut“ dort zu sehen, am 15. die Jelinek-Arien vom Schauspiel Köln. Der Eintritt ist frei.

Eine andere Theater-Baustelle befindet sich in Burkina Faso. Das von Christoph Schlingensief initiierte Operndorf wächst und gedeiht, im Oktober soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Dies berichtete Aino Laberenz gestern auf der Pressekonferenz des Theatertreffens. Sie führt das Werk ihres im letzten Jahr gestorbenen Mannes fort. „Via Intolleranza II“, Schlingensiefs letzte Bühnenarbeit, zum Teil schon in Ouagadougou entstanden, beschließt vom 21. bis 23. Mai das Theatertreffen dieses Jahr. Dazu gibt es am 21. Mai im Festspielhaus eine Diskussion mit dem Operndorf-Architekten Fracis Kéré, Horst Köhler und Henning Mankell zum Thema „Kultur als Entwicklungsmotor“. Diskutiert wird diesen Mai auch über Feminismus und Theater, wozu es – in Kooperation mit der Akademie der Künste – eine Ausstellung über „Regie-Frauen“ gibt.

Das Theatertreffen 2011 – mit Stückemarkt und Dramatikerworkshop – verspricht eine streitbare Ausgabe zu werden. Der Berliner Theaterpreis wird am 8. Mai an die Theaterfamilie Gotscheff verliehen. Jurorin für den Alfred-Kerr-Darstellerpreis ist Eva Mattes. Die von der Pressestiftung Tagesspiegel unterstützte Auszeichnung wird am 22. Mai an einen jungen Schauspieler oder eine Schauspielerin überreicht. Ein spannender Wettbewerb. So viele Neulinge gab es noch nie. R. S.

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