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BESETZUNGSzettel: See und Seele

Frederik Hanssen über die Haarfarben der Klassikfans

„Silbersee“ ist in Musikerkreisen eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung dafür, was die Künstler normalerweise beim Blick von der Bühne in den Zuschauerraum sehen: Lauter weiße und graue Haarschöpfe. Ingo Metzmacher, der Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters will sich mit der Überalterung des Klassik-Publikums nicht abfinden. In seiner Hamburger Zeit gab er Neujahrskonzerte unter dem Motto „Who is afraid of 20th century music?“, seine erste Berliner Saison hat er ganz der Suche nach der „deutschen Seele“ gewidmet.

Dass er dabei am 3. Oktober auch Hans Pfitzners gleichnamige Kantate aufs Programm setzte, provozierte mächtig Ärger. Dabei wollten die meisten seiner Kritiker gar nicht sehen, dass Metzmacher die Komposition Pfitzners, der offen mit dem Dritten Reich sympathisiert hatte, im Kontext mit anderen, andersartigen Werken betrachtet wissen will: Zum Beispiel mit Kurt Weills Der Silbersee, der letzten Oper, die der Komponist vor seiner Flucht vor den Nazis in seiner Heimat herausbringen konnte. Ein klingendes Stück deutscher Zeitgeschichte. Und darum werden in der Philharmonie dann sicher auch mehr Haarfarben als nur Grau und Weiß zu sehen sein.

Philharmonie, Sa 15.12., 16 Uhr, So 16.12., 20 Uhr, ab 15 €

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