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Kultur: Besitzer gesucht

Das Israel-Museum zeigt von Nazis gestohlene Bilder

Dreiundfünfzig Gemälde – darunter Werke von Delacroix, Ingres, Monet und Seurat – suchen ihren Eigentümer. Sie wurden in Frankreich einst Juden gestohlen oder zwangsweise „unter Wert“ abgekauft. Seitdem konnten sie nicht mehr an die rechtmässigen Besitzer zurückgegeben werden. Nun werden sie im Jerusalemer Israel-Museum gezeigt. Wem gehören diese Gemälde? fragt Frankreich seit Kriegsende. So lautet auch der Titel der Ausstellung, die nach ihrer Jerusalemer Station im Juni in Paris zu sehen sein wird. Die Chancen sind allerdings gering, dass sich heute, sechzig Jahre später, die Eigentümer noch finden.

Während der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieges waren zahlreiche französische Kunstwerke als Kriegsbeute nach Deutschland gebracht worden. Nach 1945 verlangte Frankreich deshalb die Rückgabe – von genau 96 812 Kunstobjekten. Davon kehrten aber nur 61 233 Gemälde und Skulpturen zurück. 45 441 Eigentümer erhielten ihre Stücke wieder. Mit Ausnahme von etwa 2000 Kunstgegenständen, die sich heute im Louvre, Centre Pompidou oder Musée d’Orsay befinden, wurde der Rest im Auftrag des französischen Staates versteigert. Die 53 nun in Jerusalem gezeigten Stücke stammen aus diesem Konvolut.

Damit die Ausstellung überhaupt stattfinden kann, musste das israelische Parlament ein Gesetz verabschieden, das dieBeschlagnahme jener Werke durch die israelische Justiz verbietet. So lautete auch die französische Bedingung für das Ausleihen dieser „Gemälde ohne Eigentümer“. Israel selbst hat inzwischen 1200 Kunstobjekte erworben können, die einst zur „Kriegsbeute“ des Dritten Reiches gehörten. Einen Teil davon, darunter Bücher, Drucke, jüdische Religionsgegenstände sowie Bilder von Chagall und Schiele, wird jetzt ebenfalls vom Jerusalemer Israel-Museum unter dem Titel „Verwaiste Kunst“ präsentiert.

Mit der Klärung der Eigentumsfrage für „Paysage, le mur rose“ von Henri Matisse, das sich im Pariser Beaubourg-Museum befindet, befassen sich derzeit erneut die französischen Behörden. Das Bild wurde 1948 in Deutschland im Nachlass des SS-Offiziers Kurt Gerstein entdeckt, dem Verantwortlichen für die Lieferung des in den Konzentrationslagern eingesetzten Gases Zyklon B. Er hatte am 25. Juli 1945 in einem Pariser Gefängnis Selbstmord verübt. Die Herausgabe dieses Bildes wird von den Erben eines deutschen jüdischen Kunstsammlers erbeten. Gerstein hatte das Matisse-Werk angeblich von einem ehemaligen Berliner Schulkameraden erworben. Uwe Karsten Petersen

Uwe Karsten Petersen

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