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Kultur: Bettina Pousttchi

Das Auge ist überall. Es hat die große Wanduhr im Flughafen Tempelhof ebenso im Blick wie jene Passagiere, die ihr Gepäck abgeben und einchecken.

Das Auge ist überall. Es hat die große Wanduhr im Flughafen Tempelhof ebenso im Blick wie jene Passagiere, die ihr Gepäck abgeben und einchecken. Große, schwarzweiße Fotos, die Bettina Pousttchi für ihre Serie „Take Off“ digital aufgenommen und anschließend leicht verfremdet hat, halten die einzelnen Momente fest. Dazwischen streift das Objektiv leere Rolltreppen oder die Flughafen-Skyline. Ein Abflug- und Landeplatz, der vergleichbar klein sein mag und dennoch die ganze Repräsentationsästhetik einer Architektur aus NS-Zeiten spiegelt (Preise auf Anfrage).

Die Sprache von Pousttchis Videoskulptur „Landing“ ist hintergründiger und dabei ähnlich martial. Verzinkte Absperrgitter stapeln sich in der Buchmann Galerie zum unüberwindbaren Turm (Charlottenstraße 13, bis 22. April, Dienstag bis Sonnabend 11 – 18 Uhr). Auf seinen Plateaus stehen zehn Monitore, die immer dieselbe kurze Filmsequenz nonstop und in Slowmotion zeigen: Beinpaare in Uniform und Lederstiefeln. An jeder Hüfte baumelt ein Schlagstock. Die anonymen Halbfiguren scheinen sich zu einem anschwellenden Ton zu bewegen, der wie ein modifiziertes Störgeräusch klingt.

Mit Zeichen der Macht spielen beide Arbeiten, die sich im klaren Ambiente der Galerie gegenseitig noch verstärken und eine Kälte generieren, die den Betrachter trotz aller subtilen Schönheit der Motive frösteln lässt. Monitore, Absperrgitter, Sounds und gefilmte Momente sind zugleich die wiederkehrenden Instrumente der Künstlerin, die sich seit Jahren mit den verborgenen Inhalten scheinbar alltäglicher Bilder beschäftigt. Auch Pousttchis erste Berliner Einzelausstellung vermag starke Emotionen zu wecken. Wie von ihr beabsichtigt, greifen die Mechanismen der medialen Sozialisation, die sie filtert und nachahmt, sofort: Man fühlt sich beobachtet, eingeschüchtert, manipuliert. Ein Paradox, denn der Blick auf die konstruierten Situationen der Film- und Fotoarbeiten erfolgt exakt aus jenem Winkel, den eigentlich die (Überwachungs-)Kamera hat. Wer die Bilder sieht, ist beiden Perspektiven verhaftet – der des Beobachteten ebenso wie des Beobachters. Auch das eigene Auge ist überall.

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