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Beutekunst: Duma gibt sechs gotische Kirchenfenster frei

Die russische Staatsduma hat die Rückgabe der letzten sechs Bleiglas-Scheiben aus Beutekunst-Beständen an die Marienkirche in Frankfurt (Oder) gebilligt. Kulturstaatsminister Neumann freut sich über die Rückkehr eines "unvergleichlichen Schatzes".

Ein entsprechendes Gesetz wurde in erster Lesung angenommen, wie die Agentur Interfax meldete. Die noch ausstehende Bestätigungen durch den Präsidenten und die Föderationskammer gelten als sicher. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) begrüßte den Beschluss "als wichtigen Schritt zur endgültigen Rückgabe". 111 Scheiben der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion gelangten gotischen Fensterbilder aus dem 14. Jahrhundert war im Jahr 2002 an St. Marien zurückgegeben worden. Die drei restaurierten Chorfenster sind eingebaut; die fehlenden Scheiben entsprechend markiert.

"Der Komplettierung der Frankfurter Marienkirchenfenster als einem unvergleichlichen Schatz der gotischen Epoche sehe ich nun mit großer Freude entgegen", sagte Neumann laut einer Mitteilung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. "Das Verfahren macht deutlich, dass es in der Frage der Rückführung von Beutekunst auf einen langen Atem ankommt." Neumann hatte sich während der deutsch-russischen Konsultationen in Wiesbaden im Oktober 2007 mit dem russischen Kulturminister Alexander Sokolow auf das Verfahren zur baldigen Rückgabe der wertvollen Kirchenfenster verständigt, was auch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin gebilligt worden war.

Ausstellung in Moskau

Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) sagte: "Ich war immer tief davon überzeugt, dass es zu dieser Entscheidung kommt." Er freue sich außerordentlich, dass die Entscheidung nun so schnell getroffen wurde. "Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung so schnell wie möglich die Konditionen zur Rückführung der Fenster mit allen Beteiligten bespricht." Patzelt erklärte sich bereit, wie bereits 2002, auch diesmal die Fenster persönlich in Russland in Empfang zu nehmen.

Moskau betrachtet die einzigartigen Zeugnisse hochgotischer Glasmalerei im Gegensatz zu anderen noch in Russland verwahrten Kulturschätzen aus Deutschland nicht als Wiedergutmachung für Kriegsschäden, sondern als Eigentum der Kirche. Religiöse Organisationen dürfen nach dem russischen Beutekunstgesetz nicht für Kriegsschäden zur Verantwortung gezogen werden.

Bevor die Scheiben an die Oder geschickt werden, sollen sie in Moskau zu sehen sein. "Wir bereiten eine Ausstellung vor, in der die Fenster, die seit 1946 bei uns gelagert haben, gezeigt werden", sagte die Direktorin des Moskauer Puschkin-Museums für bildende Künste, Irina Antonowa, der "Märkischen Oderzeitung". Die Empfehlung zu dieser Ausstellung habe der Kulturausschuss des russischen Parlaments im Zusammenhang mit der Rückführung gegeben, sagte die 85-Jährige. (ho/dpa)

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