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Kultur: "Biennale des Antiquaires": Kunstvolle Dekorationen

Die "Biennale des Antiquaires" ist die prestigereichste Messe für Kunst und Antiquitäten in Frankreich. Gemälde, Möbel, Kunsthandwerk, Antiken, Asiatika, Manuskripte, Teppiche, Waffen und Münzen werden dort von französischen Kunsthändlern und führenden ausländischen Kollegen angeboten.

Die "Biennale des Antiquaires" ist die prestigereichste Messe für Kunst und Antiquitäten in Frankreich. Gemälde, Möbel, Kunsthandwerk, Antiken, Asiatika, Manuskripte, Teppiche, Waffen und Münzen werden dort von französischen Kunsthändlern und führenden ausländischen Kollegen angeboten. "Die Biennale", sagt Claude Blaizot, Präsident des Syndicat National des Antiquaires, "ist ein Ereignis, das die aktuelle Verfassung unseres Berufsstandes wiederspiegelt". In diesem Jahr versteht sich die Messe als "Biennale der Öffnung". Dominique Chevalier, Mitglied des Syndicat National, spielt damit auf die unmittelbar bevorstehende Öffnung des französischen Kunstmarktes für ausländische Auktionatoren und sich verändernde Marktbedingungen an.

Um die Stellung als führende Kunstmarkt-Metropole zu behaupten, wurde daher verstärkt auf internationale Werbung gesetzt. 18 neue Aussteller wurden zugelassen und der belgische Innendekorateur Christophe Decarpentrie mit der Gestaltung der Messe beauftragt. Aber dass die Pariser Biennale im Vergleich mit anderen europäischen Messen exklusiver und luxuriöser anmutet, hat auch andere Gründe: "Man ist gehalten", erklären Achim Neuse und Volker Wurster von der Galerie Neuse aus Bremen, "einen professionellen Inneneinrichter für den Messestand zu engagieren". Dieser bespannte im Fall der Galerie Neuse fünf Meter hohe Wände mit mokkabraunem Seidentaft. Als Blickfang dient eine üppig mit Silber gedeckte Tafel, auf der Teile eines Tafelaufsatzes aus dem Besitz von George III stehen. An den Wänden hängen Brüssler Tapisserien, eine gemalte "Allegorie des Frühlings" von Gerard van Honthorst und ein silbernes Antependium aus Palermo. Von James Pradier gibt es eine Büste der Dichterin Louise Colet, deren Liebhaber Gustave Flaubert war. Die Preise liegen zwischen 10 000 Franc für kleinere Silberteile und 20 Millionen Franc. Außerdem ist nach Meinung der Händler der Maßstab der Jury, die vor Eröffnung der Messe die Objekte begutachtet, in Paris unvergleichlich hoch.

Die Düsseldorfer Kunsthandlung Gierhards, spezialisiert auf französische Kunst des 18. Jahrhunderts, hat neben Gemälden von Gabriel-Francois Doyen und Nicolas Lancret vor allem Stühle und diverse Kleinmöbel im Angebot, darunter ein raffiniert gearbeitetes, Pierre Roussel gestempeltes Tischchen mit Intarsien (320 000 DM).

Heribert Tenschert aus Ramsen in der Schweiz, der Experte für mittelalterliche Handschriften, hat seinen Schwerpunkt auf die französische Produktion gelegt. Auch Konrad Bernheimer aus München, der zum ersten Mal in Paris ausstellt, traf eine Auswahl französischer Kunst: Im Zentrum steht ein Gemälde von Jean-François de Troy, eine galante Szene nach dem Ball, das sein Pendant im Getty Museum hat.

Besondere Beachtung verdienen die Stände einiger großer französischer Händler, an denen die verschiedenen Dekorationsstile vom 18. bis 20. Jahrhundert in ihrer ganzen Blüte wieder aufleben. Gismondi trumpft vor dunkelroter Wandbespannung mit einer ganzen Reihe von Möbeln im Boulle-Stil, Kabinettschränken, Intagliata-Tischen und dekorativen Kristallleuchtern auf. Neben kostbaren Boiserien haben andere komplette Holzvertäfelungen aus alten Schlössern an ihren Ständen aufgebaut. Perrin aus Paris zeigt reinen Louis XVI-Stil, während sein Kollege Vallois einen Sprung ins 20. Jahrhundert macht und der Designerin Eileen Gray huldigt. Was die Objekt- und Materialvielfalt betrifft, sind der Fantasie in Paris keine Grenzen gesetzt. Besucher können noch bis zum 1. Oktober hervorragende Kunst sehen und kaufen, oder sich einfach nur von der Welt der Dekorationen inspirieren lassen. Die Biennale bietet diesem Berufsstand genauso viele Entwicklungsmöglichkeiten wie den Kunsthändlern, die am Rande der Messe in niedrigeren, kleineren und preisgünstigeren Ständen ihre Chancen auf dem französischen Kunstmarkt ausloten wollen.

Beate Valentin

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