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Massimiliano Gioni, Kurator der 55. Biennale di Venezia

© Giorgio Zucchiatti

Biennale Venedig: Blick von innen

Die 55. Biennale di Venezia will fast alles zeigen. Nun hat Kurator Massimiliano Gioni in Berlin sein Programm für das Arsenale vorgestellt. Und der deutsche und der französische Pavillon tauschen ihr Programm.

Eine Ausstellung über den Exzess, die Sehnsucht nach Wissen, über Visionen und Obsessionen verspricht Massimiliano Gioni für die diesjährige Biennale di Venezia (1. Juni - 24. November). „Il Palazzo Enciclopedico“ nennt der eloquente Kurator seine internationale Schau in den langen Hallen des Arsenale. Sie ergänzt die Länderpavillons in den Giardini. „Welcher Raum bleibt für innere Bilder in einer Gesellschaft, die von äußeren Bildern kolonialisiert wird?“, so fragt der gebürtige Italiener bei seiner Präsentation in der italienischen Botschaft in Berlin. Er will eine Art Lexikon des Unbewussten erstellen, inspiriert von einer Idee des Automechanikers Marino Auriti von 1955, der sein Projekt eines enzyklopädischen Palastes als Patent anmeldete: ein Gebäude in Teleskopform. Auf 136 Stockwerken sollte dieser Wissensspeicher die Erfindungen der Menschheit beherbergen.

Ein Lexikon des Unbewussten soll im Arsenale präsentiert werden, inspiriert von einer Idee des Automechanikers Marino Auriti von 1955, der sein Projekt eines enzyklopädischen Palastes als Patent anmeldete: ein Gebäude in Teleskopform. Auf 136 Stockwerken sollte dieser Wissensspeicher die Erfindungen der Menschheit beherbergen.
Ein Lexikon des Unbewussten soll im Arsenale präsentiert werden, inspiriert von einer Idee des Automechanikers Marino Auriti von 1955, der sein Projekt eines enzyklopädischen Palastes als Patent anmeldete: ein Gebäude in Teleskopform. Auf 136 Stockwerken sollte dieser Wissensspeicher die Erfindungen der Menschheit beherbergen.

© Collection American Folk Art Museum, New York

Gionis „Palazzo Enciclopedico“ greift zurück auf die Anfänge des 20. Jahrhunderts und unterscheidet nicht zwischen Professionellen und Laienkünstlern. C. G. Jungs Traumbuch, 1913 begonnen und vom Autor selbst illustriert, weist den Weg. Die Malerei von Friedrich Schröder-Sonnenstern gehört ebenso dazu wie die Zeichnungen der chinesischen Heilerin Guo Fengyi. Außerdem: Dorothea Tanning, Hilma af Klingt, Maria Lassnig, Cindy Sherman. Die Ankündigung klingt vielversprechend. Gioni will „zeigen, was wir sehen, wenn wir unsere Augen schließen“. In Berlin kennt man ihn als Kurator der Biennale vor sieben Jahren, die nach wie vor als eine der besten gilt. Schon damals wählte er eine ungewöhnliche Perspektive. Die damalige Biennale trug den Titel „Von Mäusen und Menschen“.

Wie gemeldet, werden bei der Biennale im Sommer Deutschland und Frankreich ihre Pavillons tauschen. Die Idee wurde schon länger diskutiert. Anfang 2012 hatten die Außenministerien der beiden Länder als Auftraggeber und Hauptfinanziers der Biennale-Pavillons ihre jeweiligen Kommissäre - Susanne Gaensheimer vom Museum für Moderne Kunst in Frankfurt und Christine Macel vom Centre Pompidou in Paris - nochmals um Prüfung gebeten. Schließlich würde dies doch besonders gut zum Jubiläumsjahr des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages passen. Mit Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng und Dayanita Singh, die gemeinsam die Bundesrepublik vertreten, und dem heute in Berlin lebenden albanischen Künstler Anri Sala als Repräsentanten Frankreichs kommt es nun zum Wechselspiel. In der Kunstwelt seien internationale Kooperationen eine Selbstverständlichkeit geworden, hieß es zur Begründung. Die ungewöhnliche Entscheidung stieß bisher auf ein gespaltenes Echo.

Simone Reber

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