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BILDER AUS 200 JAHREN „Unsere Russen – unsere Deutschen“: Furcht und Bewunderung

Der „Berliner Krakehler“ vom 22. Juni 1848 hämmerte es seinen Lesern dutzendfach ein: „Die Russen kommen!

Der „Berliner Krakehler“ vom 22. Juni 1848 hämmerte es seinen Lesern dutzendfach ein: „Die Russen kommen!“ Zwischen Angst, Unkenntnis und romantischer Verklärung oszilliert das Russlandbild der Deutschen in der Geschichte. Umgekehrt nicht minder: Da kniet dann Bundeskanzler Adenauer vor dem Bild Hitlers in einer Karikatur des überaus populären Künstlertrios „Kukriniksy“. Den wechselseitigen Vorstellungen geht die Ausstellung „Unsere Russen – unsere Deutschen“ nach, die im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg „Bilder vom Anderen 1800–2000“ vorstellt. Sie zeigt, wie ähnlich sich die Vorurteile oft waren, wie kurz auch die Perioden, in denen sich beide Völker nahe standen. Die Zeit nach den Freiheitskriegen gegen Napoleon war vielleicht die längste derartige Zeit. Aus ihr stammt das zauberhafte Gemälde des „Iwanowskaja-Platzes im Moskauer Kreml“ des Berliner Architekturmalers Eduard Gaertner von 1839 (rechts). Die Ausstellung und ihr höchst informativer Katalog warten mit Kunst und Kitsch gleichermaßen auf. In dem unterhaltsamen, bedenkenswerten Streifzug durch die Klischeeproduktion wird deutlich, dass manche Stereotypen ein zähes Leben haben, wobei deutscherseits die negativen überwiegen. In Russland hingegen herrschte bis zum Zweiten Weltkrieg ein positives, von Bewunderung geprägtes Bild, das dann umso gründlicher zerbrach. Immerhin – die Ausstellung wird gemeinsam veranstaltet vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst und dem Staatlichen Historischen Museum Moskau. Also: gemeinsame Klischeebekämpfung! Bernhard Schulz

Schloss Charlottenburg, bis So 2.3., Di-So 10-17 Uhr, 5 €, erm. 4 €

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