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Bildhauergalerie: Was Kleines

30 Jahre Bildhauergalerie – ein Nischenkonzept

Den Auftakt zum 30-jährigen Jubiläum der Bildhauergalerie bestreitet Gertraude Zebe selbst. Die Künstlerin und Galeristin in Personalunion bietet seit 1979 einen Ort, der sich der Kleinplastik widmet, und zwar den einzigen in Berlin, wie Zebe stolz betont. Anfangs belächelten die Kollegen ihre Idee, erzählt die 1938 geborene Berlinerin: „Die wollten ja vor allem Großaufträge. Da hieß es dann: Du mit deinen Briefbeschwerern!“ Doch das Nischenkonzept ging auf, und die meisten der ursprünglichen Skeptiker sind der Bildhauergalerie treu. Weggefährten wie Bucco, Joachim Dunkel, Volkmar Haase oder Rainer Kriester stehen für ein vielfältiges Programm. Ob abstrakt oder figurativ, informell oder konstruktivistisch – wichtig ist, dass es in die eigens für die Schauräume gefertigten Vitrinen passt und dass eine originäre Formensprache erkennbar ist.

So eigenwillig wie die Titel ihrer Plastiken, die die studierte Kunst- und Werkerzieherin „Zezootier“, „Zebulle“ oder „Zebache“ nennt, so speziell ist auch der Charme der Bildhauergalerie. Während manch neue oder zugezogene Galerie auf Räumlichkeiten setzt, deren kühle Weitläufigkeit einer Kunsthalle genügen würde, herrscht in der Bildhauergalerie eine konsequent persönliche Atmosphäre. Wer immer die Stufen bis in die vierte Etage des Charlottenburger Altbaus erklommen ist, weiß darum.

Privatwohnung, Ausstellungsräume und Atelier gehen ineinander über. Die Galeristin empfängt Besucher an der Eingangstür, führt persönlich durch die Ausstellung und vermittelt das Medium Kleinplastik schon mal mit dem Hinweis, dass man mit Kunst eben leben müsse und eine Plastik im Zweifelsfalle auch auf dem Küchentisch ihren Platz fände. Das ist nichts für Puristen, wer aber eine herzliche und intime Atmosphäre schätzt, findet durchaus überzeugende Beispiele dafür, dass Kleinplastik mehr sein kann als eine lediglich kleine Plastik.

Zebes eiserne Zezoo-Geschöpfe erwachsen aus geometrischen Grundformen und animalischen bis anthropomorphen Strukturen, die in der Überschneidung zu ebenso konzentrierten wie kuriosen Wesen verschmelzen. Freundliche Wolpertinger, die Stier oder Seehund, Ente oder Engel, Bulle oder eben auch Mensch sein können. In dieser Offenheit hat Gertraude Zebe einen eigenen fantastischen Realismus entwickelt, der auch im kleinen Format ein großes tektonisches Gespür erkennen lässt. Den handlichen Formaten entsprechen moderate Preise: Die maximal 40 cm hohen Eisengüsse gibt es ab 1000 Euro, ein markanter „Zebullen-Schädel mit Beute“ markiert mit 12 000 Euro die obere Grenze, und eine Sonderauflage im Westentaschenformat ist für 300 Euro erhältlich.

Ab März treten dann Marmorportale von Bucco in einen Dialog mit Johann Christian Joosts geschmiedeten Stahlblöcken. „Beinarbeit“ heißt die Ausstellung, und nicht nur in Joosts tänzerisch leichten Formationen, auch in Buccos Toren entdeckt man unter diesem Blickwinkel etwas anmutig Schreitendes. Gemäß Zebes Motto: „Ich bediene nicht den Zeitgeist, auch nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft.“ Michaela Nolte

Bildhauergalerie, Grolmannstraße 46, bis 31. Januar; Do bis Sa 15–19 Uhr.

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