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Niels Stokholm freundet sich mit einem Milchrind an.

© mindjazz pictures

Biobauerndoku „Viel Gutes erwartet uns“: Ich und Kuh

Sattes Wiesengrün, Schmetterlinge und eine dänische Kuh: Phie Ambos Dokumentation "Viel Gutes erwartet uns" ist eine sinnliche Hommage an den Herzblut-Biobauern.

Schmetterlinge, die über dem Ährenfeld tanzen. Regentropfen, die auf sattes Wiesengrün fallen. Der Vollmond, der durch Nachtwolken schaut. Die rote dänische Kuh, unter deren erhobenem Schwanz eine Kälberpfote hervorschaut.

Das ist das in betörend schönen Bildern und teils in meditativer Zeitlupe eingefangene Idyll des Niels Stokholm. Der weißhaarige Mann ähnelt äußerlich dem lieben, guten Weihnachtsmann, erweist sich aber in Phie Ambos Dokumentation "Viel Gutes erwartet uns", die kürzlich das Kulinarische Kino der Berlinale eröffnete, als harter Hund, wenn es um seine Vorstellung von artgerechter Tierhaltung und biologisch-dynamischem Ackerbau nach Rudolf Steiners Lehren geht.

Stokholm, 79, bewirtschaftet zusammen mit Ehefrau Rita und gelegentlichen freiwilligen Helfern einen nördlich von Kopenhagen gelegenen Hof. Sein Spezialgebiet ist die Zucht der alten Rasse rotes dänisches Milchrind. Die hier erzeugten Lebensmittel – Fleisch, Käse, Gemüse – haben maßgeblich zum Ruhm des mehrfach zum besten der Welt gekürten Restaurants „Noma“ beigetragen. Trotzdem gehören Existenzsorgen und ein ewiger Kleinkrieg mit EU- und Bioverbands-Auflagen zum täglichen Brot der kämpferischen Esoteriker, die mit Tieren manchmal besser als mit Menschen zu harmonieren scheinen.

Hommage an den Herzblut-Bauern

So sinnlich und sehenswert die Hommage an den Herzblut-Bauern auch ist, ein bisschen weniger inszenierte Heiligung dieses Propheten der Nachhaltigkeit hätte es auch getan. Am Ende glauben der Natur und der Landwirtschaft entfremdete Städter noch alles, was der weise Alte über den Einfluss kosmischer Planetenstrahlung auf die Farbe seiner Wiesenkräuter erzählt.

Immerhin bietet der bedächtige, ein ganzes Filmjahr umfassende Erzählrhythmus Gelegenheit, im Zuschauerkopf jene kritische Distanz zu pflegen, die die Dokumentaristin vermissen lässt. Aber Stokholms Prophezeiung, in der agrarindustriellen Gewinnoptimiererwelt nicht der letzte, sondern der erste Bauer zu sein, der so respektvoll wirtschaftet, wäre ein Segen für Mensch und Tier.

Bali, Eva Lichtspiele, fsk (OmU) und Hackesche Höfe (OmspanU)

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