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Kultur: Biografisches Weihnachtsrätsel

Sie scheint so bayerisch wie Weißbier und Neuschwanstein und auf einem der belebtesten Plätze Münchens steht ihr Denkmal. Es trägt freilich ihren Künstlernamen.

Sie scheint so bayerisch wie Weißbier und Neuschwanstein und auf einem der belebtesten Plätze Münchens steht ihr Denkmal. Es trägt freilich ihren Künstlernamen. Ihr wirklicher Name war nicht bayerisch, sondern so italienisch wie ihre Vorfahren. Die Münchner Bäckerstochter hatte acht Geschwister und musste schon mit dreizehn arbeiten. Sie wurde Verkäuferin, aber abends zog es sie ins Theater. Auf einer Wirtshausbühne wurde sie entdeckt und bekam mit 19 endlich so viel Geld fürs Singen, dass sie den Kaufhausjob an den Nagel hängen konnte. Doch die Sängerinnenkarriere war kurz: „Sie, des is nix!“ soll ihr späterer Bühnenpartner gesagt haben, als er sie zum ersten Mal sah. „Aber sie sind sehr komisch, sie müssen sich aufs Komische verlegen“. So begann eine fast 25-jährige Partnerschaft, die beiden viel Erfolg brachte, aber sie zugleich schwer belastete. Der Mann an ihrer Seite – ob sie ein Liebespaar waren, ist ungeklärt – war ein Egozentriker und Hypochonder. Seine Angstzustände sollen die Auftritte an vielen Abenden fast unmöglich gemacht haben; vermutlich war er auch an ihrem finanziellen Ruin mit Schuld. Nach einem Selbstmordversuch verbrachte sie zwei Jahre in einer psychiatrischen Klinik. Erholt hat sie sich erst während eines kuriosen Alpenaufenthalts: Zwei Kriegsjahre lang war sie bei den Gebirgsjägern der Wehrmacht und dort als Mann anscheinend so überzeugend wie in ihren Hosenrollen: Sie brachte es bis zum Stabsgefreiten. Ihre letzte Karriere machte sie nach dem Krieg im Radio. Sie starb 1960.

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