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Szene aus "Ein Lied für Nour".

© Koch Media

Biopic über Mohammed Assaf: Jenseits von Gaza

Hymne auf einen Lebenstraum: Hany Abu-Assad huldigt in „Ein Lied für Nour“ dem palästinischen Sänger Mohammed Assaf, der die Casting-Show „Arab Idols“ gewann.

Am 22. Juni 2013 gingen tausende Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland auf die Straße. Aber nicht aus politischen Gründen. Anstelle von Transparenten hielten sie Fotos des Sängers Mohammed Assaf in die Höhe, der an diesem Tag im Finale der Casting-Show „Arab Idols“ auftrat – und gewann. Nicht nur in den palästinensischen Gebieten jubelten und tanzten die Menschen, denn dieser junge Mann war einer von ihnen, aufgewachsen im Gazastreifen inmitten zerbombter Häuserruinen. So wurde Assaf mit seiner sanften, eindringlichen Stimme zum Hoffnungsträger in seiner krisenversehrten Heimat.

Nun hat der palästinensische Filmemacher Hany Abu-Assad einen Film über diesen zarten Helden der Popkultur gedreht. Anders als sein Berlinale-Beitrag „Paradise Now“ (2005) über einen abtrünnigen Selbstmordattentäter oder das Informanten-Drama „Omar“ (2013) ist „Ein Lied für Nour“ ein bekennendes Feel-Good-Movie aus einer Region, aus der sonst nur erschütternde Nachrichtenbilder kommen.

Ein starker Film vor allem in der ersten Hälfte

In Kindertagen ist für Mohammed und seine Schwester Nour die Welt in Gaza ein großer Abenteuerspielplatz. Auf der Flucht vor jugendlichen Verfolgern rennen sie kreuz und quer durch die engen Gassen der Stadt und über Häuserdächer hinweg. Die Geschwister stecken voller Energie und Träume. Vor allem die ältere Nour ist ein echter Wildfang und fest entschlossen, mit ihrem Bruder und zwei Freunden eine Band zu gründen.

Als sie aber an einem Nierenleiden erkrankt, zerplatzt ihre Hoffnung auf eine Musikkarriere. Auch wenn Mohammed auf Hochzeiten singt und als Kurier Fastfood durch die illegalen Tunnelanlagen ins benachbarte Ägypten liefert, reicht das Geld nicht für die notwendige Operation. Sechs Jahre nach dem Tod der Schwester verdient sich Mohammed sein Studium als Taxifahrer – und bewirbt sich in Kairo für „Arab Idol“.

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Stark ist „Ein Lied für Nour“ vor allem in der ersten Hälfte, die das Leben in den palästinensischen Gebieten ganz aus der Kinderperspektive zeigt. Das sehr geradlinige Biopic widmet sich, abseits „großer“ Politik, den Härten des Alltags und der Selbstbehauptungskraft der Kinderträume, die sich dagegenstemmen. Abu-Assad hat mit Qais Attalah und Hiba Attalah zwei hervorragende Kinderdarsteller entdeckt, die ihre Rollen mit natürlichem Charme und erstaunlichem Charisma spielen. Aber auch Tawfeek Barhom als erwachsener Mohammed lässt die verwundete Seele seiner Figur auch im optimistischen Aufbruch immer wieder durchscheinen.

Die schönste Szene? Mitten durch die Schutthaufen der zerbombten Häuser rasen ein Dutzend Jugendliche. Zunächst wirkt es, als seien sie auf der Flucht vor der Polizei. Aber dann zeigt sich, dass die jungen Parkour-Künstler die Ruinen zum Training nutzen. In scheinbar schwereloser Akrobatik fliegen ihre Körper durch die Kriegstrümmer und eignen sich die Landschaft der Zerstörung als Kunstraum an.

Eva, Filmkunst 66; OmU im Eiszeit, Hackesche Höfe und Moviemento

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