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Verwaistes Kulturforum. Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum müssen wegen Corona geschlossen bleiben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bittbrief der Museumsdirektoren und -direktorinnen: Hunger auf Kultur

Die Museen wollen so schnell wie möglich wiedereröffnen. Ein Schreiben an Monika Grütters macht Vorschläge, wie es gehen kann.

In einem nichtöffentlichen Brief haben sich rund 30 Museumsdirektoren und direktorinnen – darunter die Staatlichen Museen und Berlinische Galerie – an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Kultusministerkonferenz mit der Bitte gewandt, ihre Sammlungen bald wiedereröffnen zu dürfen: „Das Museum ist ein Kraftort für die in dieser Zeit dringend benötigte Resilienz.“ Zumindest partiell könnte dies schneller gehen.

Vor allem größere Museen sind strukturell so angelegt, dass sie als sichere Orte gelten können durch ihren großzügigen Platz, die Besucherkontrollen und Klimaanlagen. Darin ähneln sie Konzerthäusern, bei deren Besuch nach einer Studie des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt Infektionen durch Aerosolübertragung in einem Saal mit Lüftungsanlage und Mund-Nasen-Schutz nahezu ausgeschlossen ist.

Die Museen wollen ihrem Bildungsauftrag nachkommen

Die Direktoren verstehen ihren Brief als Gesprächsangebot: „Für Museen ließen sich zahlreiche gangbare Wege entwickeln, die für den Hunger auf Kultur ein Angebot machen, ohne die gesellschaftliche Solidarität in Frage zu stellen.“ Sie empfehlen, zumindest kleineren Gruppen, etwa Schülern, den Zugang wieder zu ermöglichen, um dem Bildungsauftrag der Museen nachkommen zu können. Zugleich wollen sie den Quadratmeterschlüssel auf 20 Quadratmeter anheben.

Unerwähnt bleiben andere Vorschläge, die gerade kursieren. Bestimmte Ausstellungshäuser – ähnlich wie es in England einige Naturkunde-Museen halten – ließen sich als Impfzentren nutzen. Carolyn Christov-Barkagiev, Direktorin des Museums Castello di Rivoli in Turin, praktiziert dies bereits. Oder sie könnten – vergleichbar Firmen, die Schnelltests für ihre Mitarbeiter anbieten – ebenfalls solche Tests vorhalten, um Besucher einzulassen.

Bis zu 60 Prozent ging 2020 die Zahl der Museumsbesucher zurück

Doch auch umgekehrt sind die Museen dringender denn je auf Besucher angewiesen. Nach einer Umfrage der „Welt am Sonntag“ bei 20 Ausstellungshäusern brachen die Besucherzahlen 2020 um 60 Prozent ein. Das hat wiederum Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Museen, ihre Planungen und Jahresprogramme. Immer wieder wurden in den letzten Monaten Ausstellungen verschoben, was zur Folge hatte, dass Transporte neu organisiert, Leih- und Versicherungsverträge umgeschrieben und Kataloge umdisponiert werden mussten.

Schon beginnen viele Museumsdirektoren und -direktorinnen ihr Ausstellungsprogramm generell zu überdenken. Eine Folge von Corona könnte sein, dass es fortan weniger Großausstellungen gibt, weniger üppige Leihgaben und weniger Reisen auch für die Kuratoren. Vom Lockdown sind in Deutschland rund 6000 Museen betroffen. Sie „müssen zu den ersten gehören, die wieder aufmachen”, hatte Monika Grütters erst zuletzt versprochen.

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