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"Blaubuch 2006": Scharfe Kritik am Bauhaus

Das zum Unesco-Welterbe gehörende Bauhaus in Dessau steht scharf in der Kritik: In der jüngsten Ausgabe des im Auftrag der Bundesregierung verfassten "Blaubuch 2006" wird die Arbeit der Kulturstätte als unzureichend und provinziell bezeichnet.

Halle - Das "Blaubuch", ein Leitfaden der wichtigsten ostdeutschen Kulturstätten, wurde am Freitag in Halle vorgestellt. Die nunmehr dritte Auflage seit 2001 umfasst 20 Museen des nationalen Erbes, so genannte Leuchttürme, sowie 20 kulturelle Gedächtnisorte in den neuen Bundesländern. Bauhaus und Landesregierung wiesen die Kritik zurück.

Zum Bauhaus heißt es in dem Bericht: "Die heutige Mischung aus Historie, Weltgeltung und Provinzialität sollte selbstkritisch überdacht werden. Internationale Erwartungen und lokale Wirklichkeit vor Ort entsprechen sich kaum." Das von dem Architekten Walter Gropius (1883-1969) geschaffene Bauhaus gehöre zu den herausragendsten kulturellen Leistungen Deutschlands im 20. Jahrhundert. Weltweit liegen zahlreiche Veröffentlichungen über seine Wirkungsgeschichte vor.

"Widersprüchlich und absolut falsch"

"Leider hat die praktische Arbeit darauf bislang nur unzureichend reagiert, und den politisch maßgeblichen Akteuren ist die Ikone "Bauhaus" für die aktuelle Bedeutung Deutschlands in der Welt zu wenig bewusst", heißt es weiter in dem 324 Seiten umfassenden "Blaubuch".

Die Einrichtung ließ die Kritik nicht gelten. "Die Einschätzungen darin sind widersprüchlich und absolut falsch", sagte Bauhaus-Direktor Omar Akbar. Er sehe keine Veranlassung, etwas an der bisherigen Arbeit des Bauhauses zu verändern.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) hielt die Anmerkungen im "Blaubuch" für "überzogen". "Eines kann man dem Bauhaus wirklich nicht vorwerfen, und das ist mangelnde internationale Präsenz oder gar Provinzilität", sagte er. Es sei aber sicher richtig, dass über die Vielzahl der internationalen Aktivitäten der wichtigste Ausgangsort des Bauhauses, sein Standort in Dessau, zu sehr in den Hintergrund getreten ist.

Dorgerloh für "Rote Liste"

Der Sprecher der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK), Hartmut Dorgerloh, schlug, ohne den Namen Bauhaus zu erwähnen, eine "Rote Liste" für bedrohte kulturelle Leuchttürme vor. Zudem sprach er sich für die Aufnahme aller bedeutenden Kultureinrichtungen Deutschlands in das "Blaubuch" aus. Die KNK ist für die im "Blaubuch" enthaltenen Einrichtungen das personelle Gremium.

Als zwei neue Kandidaten für den Leitfaden wurden die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle vorgeschlagen. Letztes hatte mit der 3600 Jahre alten "Himmelsscheibe von Nebra" für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. (tso/dpa)

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