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Festliche Baustellenbeleuchtung im Humboldt Forum.

© Dorothee Nolte

Blick ins Stadtschloss: Geburtstagsparty für Alexander von Humboldt

„Retten Sie mich, teurer Freund!“ Das Humboldt Forum öffnete zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts. Das Programm war vielfältig.

Alexander von Humboldt war als Kammerherr des Königs häufig in preußischen Schlössern zu Gast. Oft zu seinem Missfallen: „Unsere Abende sind von einer Monotonie, um an den Wänden zu kratzen“, schrieb er einmal. Unnötige Repräsentationspflichten und Ehrungen seiner Person waren ihm ohnehin zuwider. „Retten Sie mich, teurer Freund!“, flehte er, als er vernahm, dass eine Marmorbüste von ihm aufgestellt werden sollte. „Eine Schreckensnachricht!“

Wenn der berühmte Sohn Berlins zu seinem eigenen 250. Geburtstag ins wieder erbaute Stadtschloss hätte gehen können, hätte er sich zumindest nicht gelangweilt. Das Humboldt Forum, das eigentlich schon dieses Jahr eröffnen sollte, hat zum Jubiläum des Namensgebers ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, gemeinsam mit dem Goethe-Institut, das Ausstellungen und Projekte des Themenjahrs „Humboldt y las Américas“ aus Lateinamerika nach Berlin geholt hat. Was am Freitagabend mit einem Vortrag der Humboldt-Biografin Andrea Wulf, mit Performances, Ausstellungen und Musik begann, wurde am Samstag mit einem Familienprogramm und Gesprächsrunden fortgesetzt.

Die Besucher konnten zumindest schon die großzügige Eingangshalle mit dem Eosanderportal bewundern: Sie eignet sich, je nach Beleuchtung, ebenso gut als Tanzfläche wie als Aktionsraum oder Ort zum Plaudern. Der bisher einzige große Saal, dunkel und von noch dürftiger Atmosphäre, bot Platz für Festreden und Gesprächsrunden, die Treppenhalle für Virtual-Reality-Projekte, zwei weitere Räume für die Ausstellungen „Archivo Alexander von Humboldt“ und „Die Natur der Dinge: Humboldt, Kommen und Gehen“.

Was Festreden, Ausstellungen und nächtliche Projektionen an der Ostfassade gleichermaßen bestimmte, war der Gedanke: Es geht nicht um die Beweihräucherung eines wenn auch herausragenden Forschers, sondern darum, seine Ideen auf heute anzuwenden. Das kann bedeuten, wie Monika Grütters über die Annäherung an das Fremde zu reflektieren. Immer bedeutet es, vielen Perspektiven Raum zu geben. Deswegen zeigten die Projektionen an der Ostfassade den Sternenhimmel Amazoniens aus der Sicht indigener Naturforscher, deswegen setzten sich in der Ausstellung „Die Natur der Dinge“ lateinamerikanische Künstlerinnen und Künstler mit Humboldt auseinander.

Ein Video etwa zeigt auf peinigende Weise einen barfuß durch den Matsch laufenden indigenen Träger, auf dessen Rücken ein Stuhl geschnallt ist: Darin sitzen Menschen, die sich wie zu Humboldts Zeiten lieber tragen lassen als selbst zu laufen. Sinnbild der Ausbeutung des Menschen durch andere, die Humboldt scharf kritisiert hat. Bei seiner Überquerung der Anden ebenso wie in den mexikanischen Bergwerken hat er es stets abgelehnt, sich tragen zu lassen. Staunen über die Wunder der Welt – und nicht abstumpfen beim Anblick von Leid und (Natur-)Zerstörung: Beides lässt sich von Humboldt im Preußenschloss lernen. Dorothee Nolte

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