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Blog: Drogen, Techno, Mexiko

Gerrit Bartels über die Konjunktur des Bloggers Airen.

Die Schriftstellerkarriere des Bloggers Airen geht voran, Helene Hegemann und der Debatte um ihren Roman „Axolotl Roadkill“ sei Dank. Denn nicht nur, dass Airens beim Sukultur-Verlag veröffentlichtes Buch „Strobo“ in Berliner Buchläden direkt neben „Axolotl Roadkill“ ausliegt; nicht nur, dass der Ullstein-Verlag letzte Woche offiziell bestätigt hat, im Herbst „Strobo“ auch als Taschenbuch herauszubringen. Nein, von Airen kommt kurz nach der Leipziger Buchmesse ein weiteres Buch auf den Markt. Es trägt den lustig-durchgeknallten Titel „I Am Airen Man“.

Nach Sukultur und Ullstein tritt mit Blumenbar jetzt schon der dritte Verlag auf den Plan, der ein Airen-Buch veröffentlicht, doch hat gerade diese Verbindung etwas sehr Stimmiges. Bei Blumenbar, früher in München beheimatet, seit einigen Monaten in Berlin angesiedelt, kennt man sich aus mit Büchern im Spannungsfeld von Pop-, Trash- und Clubkultur. Hier erschien Tom Kummers Biografie „Blow Up“, oder die dreiteilige „Skandinavische Misanthropie“ des norwegischen Künstlers und Post-Pop-Autoren Matias Faldbakken, oder ein Band über Münchens Nachtleben der vergangenen fünfzig Jahre, „Mjunik Disco“.

Freilich ist „I Am Airen Man“ kein weiterer Band mit lupenreiner Berghain-Technoprosa; er behandelt Airens anderthalbjährigen Aufenthalt in Mexiko und die Begegnung mit seiner großen Liebe Nancy, mit der er jetzt in Berlin zusammenlebt. „Die Hölle, so viel steht von Anfang an fest, ist nicht der Absturz, sondern das Mittelmaß“, lässt Blumenbar einen Journalisten von Sat 1 draufloswerben – doch Airen beruhigt auf Deef Pirmasens’ „Gefühlskonserve“-Blog in einem Gespräch: „Maßlosigkeiten gab es auch – nicht größere, aber andere. Es gab keinen klaren Bruch zwischen altem und neuem Leben.“ Trotzdem glaubt Airen, dass sein zweites Buch nicht nur eine Echtzeitmitschrift ist, sondern eine „Geschichte“, vielleicht gar ein Entwicklungsroman: „’I am Airen Man’ ist mein Statement als Schriftsteller.“

Das würde sich natürlich schon auf der Leipziger Buchmesse gut machen, gerade wenn Helene Hegemann sich dort unter den Buchpreis-Nominierten tummelt; doch so schnell ist selbst der pfiffige Blumenbar-Verlag nicht mit der Produktion eines Buches. Die Fans von Airens Technoprosa müssen sich also gedulden und vorerst mit einem Werk aus demselben Genre vorliebnehmen: mit Jürgen Teipels Roman „Ich weiß nicht“. Da ist auch alles drin: Techno. Drogen. Mexiko.

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