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Kultur: Blüh’ im Glanze

Barenboims Bruckner mit der Staatskapelle

Was für ein geballtes Auftreten von Bruckners Siebenter! In diesem Berliner Konzertherbst kommt es zu fünf öffentlichen Interpretationen der Symphonie, die schon zu Lebzeiten des Komponisten seine triumphalste war. Den Anstoß dazu verdankte sie 1885 dem „Parsifal“- Dirigenten Hermann Levi in München. Und sie handelt von Richard Wagner, entstanden in der Vorahnung Bruckners, dass der „Meister“ nicht mehr lange leben würde, betroffen schließlich von der Nachricht seines Todes. Geschichte, musikalische Trauerarbeit, die sich aus keiner Aufführung wegdenken lässt.

In Berlin baute jüngst Herbert Blomstedt mit dem Jugendorchester der Europäischen Union aus der Musik schlanke Phrasen wie goldene Brücken. Mehr geheimnisvolle Anziehung kam von Kurt Masur mit dem Orchestre National de France – weil er ein Bruckner-Diener ist, der Gefühl einlässt. Zwei 80-jährige Musiker aus sächsischer Musiziertradition.

Als Dritter in dieser besonderen Serie betritt nun Daniel Barenboim das Podium. Zunächst überwältigt er in der Philharmonie damit, dass er das beste Orchester hat: Wo sonst findet man solche Streichergruppen, vegetativ blühende Klänge und kontrolliertes Fortissimo vereint wie in Barenboims Staatskapelle! Die atmende Sicherheit, die Barenboim in dieser Siebenten entfaltet, hat die Aura des Unerhörten. Wie er Crescendi aufbauen kann, so weiß er den Abgesang nach dem Beckenschlag im Adagio einem feinen Stimmungswechsel zu unterziehen.

In Schönbergs Vier Orchesterliedern Opus 22, die zu den Werken der Atonalität gehören, verteidigt Katharina Kammerloher die Rilke-Poesie bewundernswert gegen die neuartigen Instrumentalkonstellationen. Musik für Klangmaler wie Barenboim sind die Fünf Orchesterstücke Opus 10 von Anton Webern. Sehr ruhig und zart leitet er einen Abend ein, an dem er alle Register zieht: Der Dirigent als Meister der majestätischen Dreiklänge. Sybill Mahlke

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