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Kultur: Blühende Palette

Auf dem Weg zur Moderne: Eine große Ausstellung im Kunsthaus Zürich zeigt „Monets Garten“

Was könnte schöner sein als der Park eines Malers? Für Claude Monet war sein Garten die Kunst und die Kunst sein Garten. Diese Wechselbeziehung – das blühende Atelier unter freiem Himmel – steht im Zentrum einer Ausstellung des französischen Impressionisten, die insgesamt 71 Gemälde der frühen 1870er Jahre bis zu den späten monumentalen Seerosen-Bildern vereint. Blätter, Blumen, Teiche – Monet stellt in diesen Werken die Welt als Gartenidyll dar, in dem sich außer der Natur nur eines noch findet: seine Frau Camille, seine Kinder, seine Freunde. Der Maler war Familienmensch. Deshalb schuf er seine Landschaftsbilder immer seltener auf ausgedehnten Reisen wie zu Beginn seines Schaffens, fern der Lieben, sondern vor der eigenen Haustür.

Dadurch sind die Gemälde halb privates Familienalbum, halb kunst-botanisches Wunderwerk: Camille mit Sohn Jean, Camille mit Kindermädchen, der kleine Jean auf seinem Pferdewägelchen. Hauptdarsteller aber ist die Natur, selbst bei einer Innenansicht des Hauses dominieren Flora und Fauna: Das winzige Zimmer verschwimmt im Dunkel, im Vordergrund aber stehen Büsche, Pflanzen – das Grün schluckt die Wände. Für den Maler galt: Nur im Garten ist Leben, nur hier existiert Farbe, nur außerhalb von Räumen finden sich Licht, Luft, Energie. Der Garten war für ihn Rückzugsgebiet von der Großstadt, der modernen Zivilisation.

Für diese Vision eines Lebens in der Natur war dem Maler nichts zu teuer: Seine Gärten, vor allem sein zuletzt angelegter Park in Giverny, der schon zu seinen Lebzeiten Legende war, kosteten ihn neben der Hälfte seiner Zeit vermutlich auch wesentlich mehr Geld als die Malerei ihm einbrachte, so Christoph Becker, Direktor des Kunsthauses Zürich und Kurator der Ausstellung. Erst in seinen späteren Jahren, als seine Werke ihn zu einem wohlhabenden Mann gemacht hatten, konnte er sich einen Gärtner und mehrere Angestellte leisten, um sich ganz seiner Kunst zu widmen. Gleichwohl behielt er die Aufsicht über das Wachsen und Gedeihen in seinem Freiluftatelier. Penibel wurde geplant und arrangiert; welche Pflanzen wann genau und in welchen Farben zu blühen hatten, war nie dem Zufall überlassen, schließlich bildete das Naturkunstwerk die Lebens- und Schaffensgrundlage Monets.

Von diesem für den Park betriebenen Aufwand bekam die Außenwelt allerdings wenig mit. Erstmals berichtet die Ausstellung nun anhand von Dokumenten, Fotos, Aufzeichnungen des Malers von der Akribie, mit der Monet seine Gärten anlegte. Zur Besonderheit aber wird die Ausstellung durch die Vielzahl an Leihgaben aus aller Welt. Durch sie erst lassen sich Monets malerische Pfade durch den Garten verfolgen, seine Schritte auf dem Weg zur künstlerischen Moderne, die ihn zu den berühmten, ganz befreiten Seerosen-Bildern der Zwanzigerjahre führen sollten.

Kunsthaus Zürich, bis 27. Februar. Katalog (Hatje Cantz Verlag) 39,80 Euro.

Antje Kramer

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