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BMW Guggenheim Lab: Hallo Nachbar

Ein Versammlungsraum für die Nachbarschaft soll es sein. In der American Academy wurde diskutiert, wie das Berliner Guggenheim Lab wirken soll.

Mitte Juni eröffnet im Pfefferberg das BMW Guggenheim Lab. Selten hat ein Kulturprojekt vor dem Start so heftige Reaktionen ausgelöst. Was das Lab inhaltlich will, drang bei all der Aufregung kaum durch. „Es ist ein Ort für Diskussionen, aber auch Versammlungsraum für die Nachbarschaft“, erklärt Maria Nicanor, Kuratorin für Architektur am Guggenheim Museum in New York und Kuratorin des Labs in Berlin, in der American Academy. Die Hälfte des Programms steuere die Nachbarschaft bei. Das Lab sei innerhalb des Guggenheim Museums als subversives Projekt gestartet, als alternative Ausstellungsform. Statt die Menschen in teure Architektur zu ziehen, wollte es eigentlich genau das Gegenteil erreichen und den Diskurs in die Stadt tragen.

Die Frage, die in der Academy mit Architekturtheoretikern, Urbanisten und Architekten erörtert werden sollte: Wie können „urbane Interventionen und temporäre Architektur bürgerschaftliches Engagement fördern“? In Deutschland sei eine gewisse „Hypersensibilität“ beim Stadtumbau zu verzeichnen, meint Frank Barkow vom Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger, das für „Tour Total“ gegenüber dem Hauptbahnhof verantwortlich zeichnet. Andres Lepik, Professor für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis an der TU München, ist für eine Ausstellung des MoMa durch die Welt gereist, um Beispiele für soziales Engagement in der Architektur zu finden. In Berlin gebe es mit den Prinzessinnengärten oder dem Projekt Baupiloten im Vergleich viele gute Initiativen. Ist das Lab also überflüssig?

Das Lab als Vorwand, Themen zu diskutieren

Nicht ganz. Offensichtlich war ein standortsuchendes Ufo aus New York notwendig, um deutlich zu machen, wie umkämpft die Räume in der Berliner Innenstadt sind. Die Politik war alarmiert. Die Lab-Präsentation vor dem Berliner Kulturausschuss Mitte April sei ein „dreistündiges Verhör“ gewesen, erzählt Nicanor. „Das Lab war eine Entschuldigung, um über Themen zu diskutieren, die in Berlin schon lange gären.“ Private Kulturfinanzierung bei sinkenden öffentlichen Kulturetats war durch das unverblümte BMW-Sponsoring so ein Thema.

Aus Sicht von Cordelia Polinna, Urbanistin an der TU Berlin, könnte der positive Effekt des BMW Guggenheim Lab sein, dass Bürgerinitiativen eine Plattform bekommen und Gehör bei Politikern finden. Sie wünscht sich einen Wissenstransfer zwischen den Bürgerinitiativen, auf die das Lab in den verschiedenen Metropolen trifft. Wie die Ergebnisse am Ende zugänglich gemacht werden, vermag Nicanor noch nicht zu sagen. In New York wurde ein Bericht über die Lab-Wochen verfasst und Bürgermeister Bloomberg überreicht.

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