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Kultur: Bonbonfarben

Bestseller aus Frankreich: „Der kleine Nick“

Von Maris Hubschmid

Wenn der Vater freiwillig den Müll rausbringt, dann ist das ein untrügliches Zeichen: Dann ist die Mutter schwanger, naht die Ankunft eines plärrenden Brüderchens und stehen dem Erstgeborenen harte Zeiten ins Haus. Als in der Schule obendrein die Geschichte des kleinen Däumlings erzählt wird, der von seinen Eltern im Wald ausgesetzt wird, weil sie kein weiteres Kind ernähren können, schwant Nick Schreckliches: Sein Leben ist in Gefahr! Was tun? Schon wird die Entführung des Babys geplant.

Für die Deutschen ist René Goscinny untrennbar mit Asterix verbunden. „Der kleine Nick“ hingegen ist nur wenigen bekannt. Dabei ist er in Frankreich eine Art Nationalheld. Kein Wunder also, dass die Menschen dort zuhauf in die Kinos strömten, um die heiteren Abenteuer ihrer Kindheit zu sehen. Kein Wunder aber auch, dass der Film es hierzulande schwerer haben dürfte: Zur sentimentalen Reise verführt allein sein FünfzigerjahreFlair. Er muss anders funktionieren – und tut das nur bedingt.

Zwar erweisen sich, in hinreißende Bonbonfarben getaucht, die krampfhaften Bemühungen der Eltern um gesellschaftlichen Aufstieg als vergnügliches Generationsporträt. Auch der alltägliche Schulwahnsinn ist liebevoll in Szene gesetzt. Trotz guter schauspielerischer Leistungen – hervorragend: Sandrine Kiberlain als Lehrerin – wirkt der Film aber streckenweise künstlich. Vater und Mutter (Valérie Lemercier und Kad Merad) agieren angestrengt plakativ und Nick bleibt, trotz seines knallroten Pullunders, enttäuschend farblos.

Zuweilen droht er gar gänzlich in Vergessenheit zu geraten. Die humorvollsten Momente sind die, an denen er nicht teilhat und die sich auch den kindlichen Zuschauern kaum erschließen dürften. Diese Zielgruppe wird mit ein bisschen Slapstick abgespeist. Es ist zwar mutig, wie Regisseur Laurent Tirard hier 15 einst von Jean-Jacques Sempé illustrierte Mini-Geschichten zusammenführt. Aber die Umsetzung des Projekts ist insgesamt schwach geraten. Maris Hubschmid

In zwölf Kinos, OmU Im Cinema Paris

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