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Macht richtig Dampf: Bonga.

© Rita Carmo

Bonga beim Festival „Wassermusik“: Kapitän auf dem Dampfer der guten Laune

Seine Songs kommentieren seit 40 Jahren die Geschichte seiner Heimat: Bonga aus Angola beim Festival „Wassermusik“ im Haus der Kulturen der Welt.

Von Jörg Wunder

Glück gehabt. Das Wetter hat trotz eines Miniunwetters am Nachmittag gehalten, so dass das „Wassermusik“-Festival im Haus der Kulturen der Welt auf der Dachterrasse stattfinden kann. Denn ein schönerer Platz ist schwer vorstellbar: Kühle Abendluft von der Spree, der Mond taucht alles in Dämmerlicht. Man müsste schon ein Tollpatsch sein, um die perfekten Bedingungen nicht zu nutzen. Und das ist Bonga gewiss nicht. 1941 im heutigen Angola geboren, hat er in seinem Leben einiges mitgemacht, war vielversprechender Leichtathlet und Musiker, ehe ihn die politischen Realitäten ins europäische Exil zwangen. Seine Songs kommentieren seit 40 Jahren die Geschichte seiner Heimat, vom portugiesischen Kolonialregime über Bürgerkriege bis zur wirtschaftlich prosperierenden, aber sozial zerrissenen Gegenwart.

Bei all dem ist Bonga die Lässigkeit in Person. Seine vier Begleiter (Schlagzeug, Bass, E-Gitarre und Akkordeon) rollen Rhythmusteppiche aus, zu denen der 71-Jährige mit heiserer, an den späten Ray Charles erinnernden Stimme eher wenige als viele Worte findet. Öfters schrappt er auf einer primitiven Ratsche herum, ein Urinstrument, mit dem er maximale Wirkung erzielt. Ohnehin ist sparsamster Einsatz der Mittel angesagt. Die Musiker stehen festgetackert, die Noten verdichten sich zu einem unwiderstehlich die Tanzmuskulatur stimulierenden Strom. Semba heißt diese Musikrichtung, aber ihre Verwandtschaft zu afrokubanischer und südamerikanischer Tanzmusik ist durch die markante Basstrommel, das prägnante Akkordeon unüberhörbar.

Bonga ist 75 mitreißende Minuten lang Kapitän auf diesem Dampfer der guten Laune, ehe er die begeisterten Huldigungen bescheiden entgegennimmt.

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