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Kultur: Bonnie und Kleist

Die Wut gehört, als kindische Schwester des Zorns, eigentlich zu den Todsünden, weshalb das Schlagwort „Kloster der Wut“ auf den ersten Blick nicht ganz einleuchtend ist. Aber es hört sich mächtig beeindruckend an und führt diffuse Assoziationen rund um die Begriffe Konzentration und Radikalität im Schlepptau – vom Manifest der Dogma-Regisseure bis zu Artauds Theater der Grausamkeit.

Die Wut gehört, als kindische Schwester des Zorns, eigentlich zu den Todsünden, weshalb das Schlagwort „Kloster der Wut“ auf den ersten Blick nicht ganz einleuchtend ist. Aber es hört sich mächtig beeindruckend an und führt diffuse Assoziationen rund um die Begriffe Konzentration und Radikalität im Schlepptau – vom Manifest der Dogma-Regisseure bis zu Artauds Theater der Grausamkeit. Und Konzentration und Radikalität kann Theater bekanntlich immer gebrauchen.

Nach der radikal-langen Bachmann-Inszenierung von Claudels „Die Gottlosen“ setzt das Maxim-Gorki-Theater in punkto Sinnsuche noch eins drauf und richtet besagtes Kloster ein. Junge Autoren und Regisseure um Tilmann Köhler sitzen unter eigens eingeführten asketischen Arbeitsbedingungen zusammen und diskutieren, lesen und inszenieren zu den Themen Jugend, Ratlosigkeit, Deutschland. Die ersten Ergebnisse dieser Klausur lassen sich nächste Woche im Studio erleben. Nach dem erfolgreichen Film von Hans Weingartner inszeniert Frank Abt am 17.4. „Die fetten Jahre sind vorbei“ , am 20.4. wird die Uraufführung von Nora Mansmanns Stück „Herr Tod lädt nicht ein aber wir kommen trotzdem“ gezeigt. „Bonnie ist unterwegs mit Kleist. Gemeinsam flüchten sie vor dem Leben ihrer Eltern und landen im eigenen Kinofilm“, so die Ankündigung.

Apropos „Kloster der Wut“, das auf den zweiten Blick doch einleuchtet und mehr an die Volksbühne als an das sympathisch verspielte Gorki denken lässt, nicht nur wegen ihres geheimbündlerischen Kults um die Person des Intendanten. Kein Theater beherrscht die mönchische Kunst des Sich-leer-Machens so wie die Volksbühne und ihre Regisseure. Erst den Geist leeren, bis die Persönlichkeit so wenig Platz einnimmt, dass alle virulenten Diskurse, Feuilleton-Slogans und kollektiven Bilder und Kunstikonen einfließen können und fröhlich durcheinander schwappen. Dann dieses Chaos an die in den Tiefen des Körpers wühlende Wut anschließen und so den Assoziationen-Wirbel auf mehr oder weniger amüsante Weise zur Explosion bringen.

Christoph Schlingensief hat so gearbeitet, seit kurzem tut es Jonathan Meese und neuerdings auch Schorsch Kamerun , Sänger der legendären Punkband Die Goldenen Zitronen, dessen „Überprüfungsrevue“ am 18.4. um 20 Uhr Premiere hat und den Titel „Der Kleine Muck ganz Unten. Die Welt zu Gast beim Feudeln“ trägt. Von Integration bis Oscar-Verleihung, von Sommermärchen bis Christian Klar. Alles ist dabei, alle sind drin. Knut bestimmt auch.

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