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Kultur: Brandenburgische Sommerkonzerte: Steuermann, lass die Wacht

Eine Herausforderung für den Konzertmeister der Staatsphilharmonie Krakau: Beim Abschlussprogramm der Brandenburgischen Sommerkonzerte im Berliner Konzerthaus muss er retten, was noch zu retten ist. Knifflige Einsätze nehmen die Musiker von ihm, schauen schließlich kaum noch nach dem Dirigenten Roland Bader.

Eine Herausforderung für den Konzertmeister der Staatsphilharmonie Krakau: Beim Abschlussprogramm der Brandenburgischen Sommerkonzerte im Berliner Konzerthaus muss er retten, was noch zu retten ist. Knifflige Einsätze nehmen die Musiker von ihm, schauen schließlich kaum noch nach dem Dirigenten Roland Bader. Das geht zum Teil gut, zum größeren Teil leider nicht.

Zwar erweist sich Dvoraks 9. Sinfonie auch diesmal als unzerstörbar, auf Details aber hofft der Zuhörer unter diesen Umständen vergebens. So funktioniert die Symphonie am ehesten im ruhigen Fluss des zweiten Satzes, wenn die Melodien aufblühen im Zusammenspiel der exzellenten polnischen Musiker. Der wilde rhythmische Taumel des dritten Satzes versinkt dagegen im Ungefähren. Der Wirbel verschiedener Themen interessiert Bader nicht, oder er kann ihn dem Orchester nicht vermitteln. Dvoraks faszinierende Motivarbeit verschwimmt zu einem undefinierbaren Brei.

Dasselbe Schicksal ereilte auch Tschaikowskys Violinkonzert und die bemitleidenswerte Solistin Sylvia-Elisabeth Viertel. Sie bräuchte einen aufmerksamen Dirigenten, der ihr genau zuhört, um mit dem begleitenden Orchester eine verlässliche Stütze zu sein. Doch Bader steckt mit dem Kopf tief in der Partitur, verweigert schlicht die Kommunikation mit der Solistin. Ihre aufsteigende Nervosität macht sich durch Intonationsprobleme immer deutlicher vernehmbar, Nebengeräusche schleichen sich ein, sie rennt dem Orchester davon. So sind Solistin und Orchester fast durchgehend knapp auseinander. Das führt dazu, dass Sylvia-Elisabeth Viertel ihren schönen Ton nur selten aufscheinen lassen kann. Das Konzert mäandert ziellos vor sich hin, hat weder Maß noch Ziel, die Solistin kann dem Publikum keine Geschichte erzählen. Ein äußerst irritierendes Hörerlebnis.

Beim abschließenden Feuerwerk vor dem Konzerthaus wurde der Wunsch nach einem "da capo 2002" illuminiert. Die Staatsphilharmonie Krakau und Sylvia-Elisabeth Viertel hätte man gerne dabei.

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