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Kultur: Braver Zappa

Eine Choreographie im Berliner Theater am Halleschen UferVON SANDRA LUZINANicht allzu lange ist es her, da zierten Poster von Frank Zappa die Wohngemeinschaftsklos.Der Bürgerschreck, der mit Vorliebe die "Archetypical American Musical Icons" aufs Korn nahm, wurde selbst zur Pop-Ikone.

Von Sandra Luzina

Eine Choreographie im Berliner Theater am Halleschen UferVON SANDRA LUZINANicht allzu lange ist es her, da zierten Poster von Frank Zappa die Wohngemeinschaftsklos.Der Bürgerschreck, der mit Vorliebe die "Archetypical American Musical Icons" aufs Korn nahm, wurde selbst zur Pop-Ikone.Eine Annäherung an den Kultstar wagt nun der Berliner Choreograph Ingo Reuleke, seine Produktion benannte er nach einem von Zappas Erfolgsalben "Sheik Yerbouti".Mit der Losung "Freak out!" betrat Zappa einst die Popbühne.Eine Freak-Show hat Ingo Reulecke im Berliner Theater am Halleschen Ufer allerdings nicht auf die Beine gestellt, Reminiszenzen an amerikanischen Underground - an dessen Geist und Kostümierung - werden nicht wach. Ein Zappa-Revival sollte hier offenbar nicht losgetreten werden.Die Musikdramaturgie begnügt sich nicht mit einem "Best Of".Selten sind Einspielungen von Originalaufnahmen zu hören, Sebastian Hilken macht sich daran, Zappa oft bis zur Unkenntlichkeit zu bearbeiten.Aus den Manipulationen des Klangmanipulators resultiert jedoch ein oft nichtssagender Sound, von den Klangexperimenten bleiben oft nur Störgeräusche übrig.Von Zappas ironisch-satirischen, oft auch anstößigen Texten wird nur eine kleine Kostprobe zu Gehör gebracht.Nein, wer nicht schon vorher ein Zappa-Enthusiast war, der wird es durch diesen Abend sicherlich nicht werden. Am Beginn steht das Ensemble in schwarz-weißen Kostümen regungslos da, läßt die Blicke schweifen.Eine Geste der Beschwörung, auf daß der Geist Frank Zappas über sie komme? Sehr langsam nur kommt der Tanz in die Gänge - einer der Tänzer verharrt denn auch am Rand, bewegt sich während des gesamten Abends kaum vom Fleck.Immer wieder kippen die Tänzer aus der senkrechten Achse, die körperliche Gestalt wird zergliedert und zerdehnt, Bewegungen werden verflüssigt, so daß der Körper wie knochenlos erscheint.Ein spielerischer Umgang mit Bewegungsmaterial soll hier demonstriert werden, doch der Tanz wirkt uninspiriert und merkwürdig selbstgenügsam.Wesentliche Impulse bezieht die Choreographie nicht aus Zappas Musik, zudem fehlt es dem Stück an Tempo, an Witz, an Aggressivität.Nein, zappaesk ist dieser Abend nicht, sondern nur brav und bemüht.

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