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Briefmarken: Zacken und Krone

Die rote Mauritius wird wieder versteigert. Vor zwanzig Jahren war die seltene Marke in einer Kollektion verschwunden.

Spät am Abend rückte Ullrich Schulze mit der Neuigkeit heraus: Seine rote Mauritius sei wieder aufgetaucht, erzählte der Sammler dem Auktionator Roland Meiners. Vor zwanzig Jahren war die seltene Marke in der Kollektion verschwunden. Schulze hatte sie zwischen einfachen Marken versteckt – so gut, dass er sie nur zufällig entdeckte. Was für eine Nachricht an diesem Maitag 2008, der eigentlich nach Meiners zweiter Versteigerung in Berlin ruhig ausklingen sollte.

Ein Jahr lang hat der Inhaber des Auktionshauses Dr. Wilhelm Derichs gewartet, sich gegen andere Händler durchgesetzt, als ihn die Nachricht erreichte: Meiners darf die rote „Mauritius Post Office“ versteigern. Am 8. Mai kommt sie unter den Hammer. Nicht in Berlin, wo das Kölner Auktionshaus seit 2007 eine Dependance im Nicolai-Viertel hat, sondern in Essen. Hier findet erstmals seit zehn Jahren eine deutsche Weltausstellung der Philatelie statt. Erwartet werden Spezialisten aus aller Welt. Und Meiners erhofft sich ein starkes Bietergefecht um jenes Stück, von dem es nur noch 14 Exemplare gibt.

Fünf sind in Museen. Eine gestempelte Version besitzt das Museum für Kommunikation Berlin, für ein ungebrauchtes Exemplar der One-Penny-Marke bezahlte das Museum von Mauritius 1993 auf einer Versteigerung 1,6 Million Schweizer Franken. Meiners Exemplar geht mit einem Startpreis von 200 000 Euro in die Essener Abendauktion. Das klingt nach bescheidenem Auftakt für eine Briefmarke, die zusammen mit der blauen Mauritius zu den bekanntesten Exponaten der Philatelie gehört. Dahinter steckt eine missglückte Restaurierung: Aus dem Besitz eines belgischen Bankiers wechselte die rote Mauritius nach siebzig Jahren 1940 in die Sammlung des Milliardärs René Berlingin. Entweder er oder der Händler Wilhelm Bartels, der sie später übernahm, ließen die Federstriche entfernen, mit denen die Briefmarke postalisch entwertet worden war. Das Ergebnis war dilettantisch, die Marke beschädigt. Später stellte ein Restaurator jenen Zustand wieder her, in dem Meiners die rote Mauritius jetzt präsentiert – als Rarität, wie sie in Deutschland zuletzt vor 24 Jahren auf eine Auktion gekommen ist. Christiane Meixner

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