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Kultur: Bring mir den Kopf von Godzilla!

In den Regalen eines Tierpräparators würde der Reptilienkopf nicht auffallen: gerade mal die Größe einer Kinderfaust, eine vielleicht etwas ungewöhnliche Form, das Gebiß mehr ins Saurierhafte gehend.Doch die schuppige Normalität trügt: Vor uns liegt der Kopf des Urvaters von - Godzilla.

In den Regalen eines Tierpräparators würde der Reptilienkopf nicht auffallen: gerade mal die Größe einer Kinderfaust, eine vielleicht etwas ungewöhnliche Form, das Gebiß mehr ins Saurierhafte gehend.Doch die schuppige Normalität trügt: Vor uns liegt der Kopf des Urvaters von - Godzilla.Mit dessen erstem Kinoauftritt 1954 begründeten die japanischen Toho-Studios einen Kinomythos, der aber einen amerikanischen Vorläufer hatte: den "Rhedosaurus" in "The Beast from 20 000 Fathoms"; ein Jahr zuvor hatte er Manhattan verwüstet."Mit ein paar tausend Dollar zuzüglich technischem Gerät" mußte er sich begnügen, berichtet der Jahrzehnte später mit einem Oscar geehrte Trickspezialist Ray Harryhausen."Die Japaner haben nach praktisch derselben Idee ihren Godzilla gedreht." Als Teil der Harryhausen-Sammlung befindet sich der Kopf der Bestie nun in der Caligari-Halle des Babelsberg-Studiotour-Geländes, in derselben Vitrine wie der Schädel ihres eigenen kinohistorischen Ahnherrn, King Kong.

Der Kinostart von Roland Emmerichs "Godzilla" hat sich auch im Sortiment des Merchandising-Shops der Studiotour niedergeschlagen.Ein ganzes Regal wurde dem Saurier eingeräumt, das Angebot umfaßt zehn Artikel, nicht alle mit herkömmlicher Spielzeugfunktion wie der "Roaring Action Godzilla" für 65,50 Mark.Daneben gibt es Schlüsselanhänger, Kugelschreiber, gewundene Trinkhalme mit daran herumturnendem Monster und sogar Tassen in Form eines Saurierkopfes, was beim Trinken recht unbequem sein muß.Doch auch vier Wochen nach Aufnahme ins Sortiment bleiben die Godzillas liegen, anders als die Artikel, die alte Defa-Herrlichkeit verklären.

Die reservierte Haltung der potentiellen Käufer scheint typisch, hört man sich in einschlägigen Geschäften um.Das Angebot immerhin ist üppig: Gut 100 Artikel wurden in Deutschland lizensiert, die sich auf 16 Lizenznehmer verteilen.Einer der Konkurrenten wartet gleich mit etwa 30 "Verkaufseinheiten" auf, vor allem Actionfiguren, die bis zu knapp 200 Mark kosten.Eine Spardose in Wolkenkratzerform gibt es auch, umarmt von Godzilla: Wirft man einen Groschen ein, brüllt und blinkt es.Kaum weniger beeindruckt ein Saurierbaby mit abnehmbarem, die Rippen freilegendem Plastik-Fleischstück.Weiter finden sich Finger- und Handpuppen, dazu Verteidigungstruppen als menschliche Gegenspieler der Monster.Konnten sich bei "Jurassic Park" die Eltern noch mit vermeintlichem paläontologischem Interesse ihrer Kleinen trösten, so gehen bei "Godzilla" Saurier- und Kriegsspielzeug nahtlos ineinander über.

Mit der Nachfrage sei man übrigens, heißt es beim Lizenznehmer, "sehr, sehr zufrieden", was nach Stippvisiten im Berliner Saurierhandel kaum zu glauben ist.Rund ein Drittel des Sortiments hatte man sich bei Wertheim in der Steglitzer Schloßstraße für den Filmstart bereitgelegt.Doch die Nachfrage blieb bescheiden.Im KaDeWe wurde das Sortiment vor anderthalb Wochen trotz verhaltenen Käuferinteresses sogar erweitert.Die ganz großen Monster liefen Anfang dieser Woche zwar noch immer nicht, bei Lindwürmern bis 100 Mark wurde der Absatz aber als "ganz gut" beschrieben.

Die Konkurrenz der Warenhäuser hat den Einkäufer im Kreuzberger Comic-Laden "Grober Unfug" schon im Vorfeld abgehalten, offensiv einzukaufen.Der "Jurassic Park"-Schock steckt noch in den Knochen: Die Nachfrage entsprach dem Wirbel um den Film in keiner Weise, zuletzt mußten die Figuren verramscht werden.Nur zwei T-Shirts und eine Handvoll der auch aus den Warenhäusern bekannten Figuren hat man daher im Angebot.Die Klientel des Ladens interessiert sich eher für die raren Angebote zu früheren japanischen Godzilla-Filmen, fürs aktuelle Massenangebot ist diese Szene kaum zu begeistern.

Insgesamt also ist Godzilla auf dem Berliner Merchandising-Markt bislang kein Knaller.Unwahrscheinlich, daß sich (wie in Amerika) die Figuren bei uns besser verkaufen werden als die Tickets.Nur einer der angebotenen Artikel, ein auf Knopfdruck zerplatzendes Godzilla-Ei, scheint hier vielversprechend, vermag womöglich die mitgliederstarke, dem Reptilienwesen bislang fernstehende Gruppe der Sammler zu gewinnen.Ungeborene Saurierbrut, das ist nun wirklich das definitive Überraschungsei.

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