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Britta im Festsaal Kreuzberg.

© Nadine Lange

Britta live in Berlin: Noch immer Lichtjahre voraus

Die Berliner Indierock-Band Britta feierte mit einem prima Konzert im Festsaal Kreuzberg ihr 20-jähriges Bestehen - und ihr neues Best-of-Album.

In Zeiten, in denen jeder zweite Sänger auf Abschiedstour zu sein scheint und jede dritte Band ihr Comeback feiert, ist man einer Gruppe wie Britta gleich doppelt dankbar, dass sie derartiges Gezackere stets vermieden hat. Getreu ihrer Songzeile „Wir sind Britta und hör’n nicht damit auf“ haben sie sich einfach nie aufgelöst, obwohl sie dafür mehr als einmal gute Gründe gehabt hätten. Vor allem natürlich 2004 nach dem Tod von Schlagzeugerin und Namensgeberin Britta Neander. Seit zwölf Jahren hat das Quartett zudem kein Studioalbum veröffentlicht, Sängerin Christiane Rösinger dafür zwei Soloplatten, die anderen verfolgten ihre eigenen Projekte.

Um so schöner, dass die Berliner Indierock-Institution gerade ein Best-of- Album herausgebracht hat, was mit einer kleinen Tour gefeiert wird. Sie steht unter dem Motto „20 Jahre Britta“, was rechnerisch allerdings nicht ganz hinhaut, wie Rösinger beim Heimspiel im vollen Festsaal Kreuzberg zugibt. Die Idee zur Gründung einer Nachfolgeband der Lassie Singers hatten sie, Britta Neander und Bassistin Julie Miess ja schon 1997 – aber egal! Die Jahre verschwimmen eh ein bisschen an diesem Abend und Britta sind ja ohnehin immer „Lichtjahre voraus“ wie sie im gleichnamigen Stück singen.

Nostalgie und Hits

Christiane Rösinger verspricht eine „große Britta-Nostalgieshow“ voller Hits, was den 90-minütigen Auftritt trefflich zusammenfasst. Denn bei aller Neunziger- und Nuller-Jahre-Wehmut, die hier mitunter aufkommt, haben sich Songs wie „DJ Holzbank“ oder „Depressiver Tag“ einfach gut gehalten, machen immer noch Spaß. Die trocken geschrummten Riffs von Barbara Wagner, die melancholisch-melodischen Bassläufe von Julie Miess, die lakonischen Rösinger-Liebesabgesänge – es ist ein beglückendes Wiederhören. Auch mit alten Freunden der Band. Für „Ich würde Flyer drucken lassen“ ersetzt Jens Friebe den Neander-Nachfolger Sebastian Vogel am Schlagzeug, danach kommt Andreas Spechtl bei einem Song als Gast-Gitarrist hinzu.

Vor der tollen Prekaritatshymne „Wer wird Millionär?“ sagt Rösinger, dass man schon merke, dass es ein alter Song sei, denn darin ginge es an einer Stelle ums „bessere Wohnen“, inzwischen wolle man ja nur noch irgendwie Wohnen. Auch ihre Mietwohnung wurde inzwischen verkauft. Aber Rösinger ist noch da – genau wie Britta. Tröstlich.

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