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Kultur: Bruno Weil und das Orchester der Komischen

Der Dirigent Bruno Weil führt eine Art künstlerische Doppelexistenz. Über die Stationen Wiesbaden, Braunschweig, Augsburg und Duisburg hat er sich zu einem angesehenen Kapellmeister hochgearbeitet; zugleich wird er - vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ensemble "Tafelmusik" - als Spezialist für historische Aufführungspraxis der Wiener Klassik international gefeiert.

Der Dirigent Bruno Weil führt eine Art künstlerische Doppelexistenz. Über die Stationen Wiesbaden, Braunschweig, Augsburg und Duisburg hat er sich zu einem angesehenen Kapellmeister hochgearbeitet; zugleich wird er - vor allem wegen seiner Zusammenarbeit mit dem kanadischen Ensemble "Tafelmusik" - als Spezialist für historische Aufführungspraxis der Wiener Klassik international gefeiert. Werke eben dieser Epoche standen auf dem Programm des Sinfoniekonzerts in der Komischen Oper, und so konnte Weil seine beiden Ambitionen miteinander verbinden.

In Joseph Haydns 99. Sinfonie Es-Dur wollte dies jedoch noch nicht so recht gelingen. Ein wenig schwerfällig und behäbig klang hier das Orchester der Komischen Oper. Das Adagio-Thema fiel trotz des recht raschen Tempos in Einzelteile auseinander, der anschließende Bläsersatz war unausgewogen, die Einsätze immer etwas ungenau. Beethovens achte Sinfonie F-Dur Opus 93 hatten die Musiker mit ihrem Gastdirigenten offenbar genauer studiert: Wunderbar arbeiteten sie hier Witz und Humor der Komposition heraus. Das "Allegretto scherzando" mit seinen unerbittlich tickenden Akkord-Repetitionen wirkte fast wie eine Studie über Mälzels Metronom - jenes Zeitmessgerät, das Beethoven in seiner Achten erstmals zur genauen Bestimmung der Tempi eingesetzt hat. Munter floss die Musik bald mit, bald gegen den Takt, hier mechanisch gemessen, dort musikalisch empfunden.

Den Höhepunkt des Abends bildete schließlich der Auftritt des schwedischen Trompeters Hakan Hardenberger: Selten hat man einen so schönen, organischen Trompetenton gehört, weich in der Mittellage, strahlend in der Höhe. Man wusste kaum, was man an seiner Interpretation des C-Dur-Konzerts von Michael Haydn und des berühmten Es-Dur-Konzerts von Joseph Haydn am meisten bewundern sollte, die vollendete Kultiviertheit der Klanggebung, die geschmackvolle gestalterische Sicherheit in jeder Phrase und Phrasierung, oder die rhythmische Perfektion, mit der er den gesanglich fließenden Linien immer wieder Impulse gab. Kein Zweifel: Hakan Hardenberger ist einer der führenden Trompetensolisten unserer Zeit.

Gregor Schmitz-Stevens

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