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Kultur: BSE: "Die EU-Gremien haben die Gefahr von BSE unterschätzt"

Bärbel Höhn (48) ist seit 1995 Umwelt- und Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen (Grüne) und fordert eine stärkere BSE-Bekämpfung.Warum unternimmt die EU bis heute nichts wirklich gegen BSE?

Bärbel Höhn (48) ist seit 1995 Umwelt- und Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen (Grüne) und fordert eine stärkere BSE-Bekämpfung.

Warum unternimmt die EU bis heute nichts wirklich gegen BSE?

Die Gremien haben die Gefahr von BSE unterschätzt. Auch die Lobby der vermeintlichen Wirtschaftsinteressen hat bisher zu sehr darauf gedrängt, das Problem runterzuspielen. Jetzt hat man die Dramatik hoffentlich endlich erkannt.

Die deutsche Öffentlichkeit wirkt - im Gegensatz zu Frankreich - aber wenig beunruhigt.

Ich habe den Eindruck, dass die deutsche Bevölkerung sehr sensibel ist und nachfragt. Ich möchte allerdings auch keine Hysterie auslösen. Es ist möglich, dass wir BSE-Fälle finden, wenn wir mehr testen. Aber wenn BSE bei uns so verbreitet wäre wie in Frankreich oder Irland, ganz zu schweigen von Großbritannien, dann hätten wir auch bei den bisherigen Tests etwas finden müssen. Bisher wurden im Wesentlichen Tiere getestet, die an Nervenkrankheiten verendet sind.

Wird jetzt die Einführung der Schnelltests in Deutschand vorgezogen?

Ja, Deutschland wird alle verendeten Rinder testen.

Frankreich ist ja jetzt an der vordersten Front dabei.

Das war Frankreich schon immer. Paris hat das Exportverbot gegen britisches Rindfleisch nie aufgehoben. Es führt einen Prozess gegen die EU, weil sie argumentieren, dass die EU-Beschüsse keinen ausreichenden Gesundheitsschutz bieten. Frankreich hat durch die Schnelltests viele BSE-Tiere gefunden, jede Herde wird getötet, in der ein Tier infiziert ist. Wenn Großbritannien so drastisch vorgegangen wäre, hätten die schon gar keine Rinder mehr.

Brauchen wir dennoch ein Importverbot für französisches Rindfleisch?

Das ist gerechtfertigt. Denn in Frankreich gibt es ein BSE-Problem. Wenn französische Schulkantinen sagen, wir servieren kein Rindfleisch mehr, dann ist es mindestens ebenso gerechtfertigt zu sagen, wir lassen kein französisches Rindfleisch mehr rein.

Bei uns wird ja nun Tiermehl noch immer an Schweine, Fische und andere Tiere verfüttert. Finden Sie das bedenklich?

Ich denke, mittelfristig wird Tiermehl gar nicht mehr verfüttert werden. Wir merken, dass schon jetzt viele Landwirte davor zurückscheuen. Allerdings ist zu bedenken: Das Tiermehl wird ja hauptsächlich durch Soja ersetzt werden. Bei Soja wiederum gibt es einen großen Anteil gentechnisch veränderten Sojas. Was heißt das nun wieder für den Verbraucher? Wodurch ersetzen wir das Protein, das durch das Tiermehl zugeführt wird? Heißt das nun wieder, dass die reichen Industrienationen sich das kostbare Pflanzenprotein holen und die Länder des Südens in eine Zwangslage bringen? Diese beiden Punkte muss man klären.

Warum unternimmt die EU bis heute nichts wirklich

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