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Buchkritik: Einladung an die Waghalsigen

Das Romandebüt von Dorothee Elmiger „Einladung an die Waghalsigen“ ist ein waghalsiges Buch.

Weil die Autorin Dorothee Elmiger erst 25 Jahre jung ist; weil sie mit ihrem Debütroman einen stilistisch wie inhaltlich experimentellen Text vorlegt; und weil sie Goethes „Dichtung und Wahrheit“ oder Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“ herbeizitiert und somit allerhöchste Ansprüche auch an ihren Text stellt.

Diese Waghalsigkeit hat sich für Elmiger schon gelohnt. Nachdem sie im Sommer beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb den zweiten Platz belegt hatte und von der Jury als mutige Sprachkünstlerin gefeiert worden war, heimste sie kurz darauf auch noch den „Aspekte“-Literaturpreis ein. Vielleicht liegt es an diesen Auszeichnungen, dass die Lektüre so enttäuschend ausfällt. Elmiger hat „Einladung an die Waghalsigen“ in ein avantgardistisches Sprach- und Stilgewand gepackt, das zunächst an Arno Schmidts „Schwarze Spiegel“ erinnert. Qualitativ aber ist ihr Roman weit davon entfernt.

Auf 140 Seiten erzählt sie die Geschichte von zwei Schwestern, die mit ihrem Vater in einem verlassenen Kohlerevier wohnen, in dem seit Jahrzehnten ein unterirdisches Feuer die Landschaft verwüstet. Frustriert, aber eifrig machen sich die jungen Mädchen auf die Suche nach einem verschollenen, mystischen Fluss.

Das klingt spannend, ist es aber nicht. Fast achtzig Seiten dauert es, bis der Ansatz eines Handlungsstranges zu erkennen ist. So kryptisch und verworren, wie sich der Text präsentiert, will die junge Autorin anscheinend gar keine Geschichte erzählen, sondern tatsächlich nur ein intertextuell überladenes Motiv an das nächste reihen. Ihr Roman ist so zwanghaft wie durchschaubar: ein apokalyptisches Szenario, eine ausgelutschte Flussallegorie, dazu immer wieder Reizwörter wie Jugend und Zukunft, gespickt mit seriellen Auflistungen und meist sinnlosen Wiederholungen. Auch die hohe Zitatdichte stört eher, als dass sie dem Text zu mehr Literarizität verhilft. Waghalsigkeit allein macht leider noch keinen guten Roman.

Dorothee Elmiger: Einladung an die Waghalsigen. Roman. Dumont Verlag, Köln 2010. 144 S., 16, 95 €

Florian Zimmer-Amrhein

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