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Buchmessendirektor Oliver Zille,. am 15.03.2016 auf einer mit dem Logo der Buchmesse beklebten Treppe auf dem Messegelände in Leipzig

© Jan Woitas/dpa

Buchmesse Leipzig 2016: Flüchtlinge und „Deutsche Welle"

Vor dem Start der Leipziger Buchmesse: In diesem Jahr dürfte die Messe sehr politisch werden. Und der Handel gibt sich zuversichtlich.

Ob die heute Abend traditionell mit der Verleihung des Buchpreises zur Europäischen Verständigung beginnende Leipziger Buchmesse wohl eine der politischsten Buchmessen seit langem wird? Es spricht viel dafür. Zum Beispiel der Zeitpunkt, so kurz nach den Wahlen in drei Bundesländern und dem Einzug der AfD in alle drei Parlamente. Oder eben jener Preis, der 2016 an den Historiker Heinrich August Winkler geht: Winkler dürfte in seiner Dankesrede einiges zur aktuellen „multiplen Krise des europäischen Einigungsprozesses“ sagen. Oder die Tatsache, dass die Messe dieses Mal darauf verzichtet hat, nach dem Vorbild der großen Frankfurter Schwester, ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region zu einem Messe-Schwerpunkt zu machen.

Von der Flüchtlingskrise selbst betroffen – weil bis vor kurzem in der Halle 4 des Messegeländes Flüchtlinge untergebracht waren – hat man stattdessen die Themen Flucht, Zuwanderung und Integration ins Zentrum gerückt. Dafür hat die Literaturkritikerin Insa Wilke ein Sonderprogramm mit rund 60 Veranstaltungen kuratiert, unter dem schwergängigen Titel „Europa 21. Denkraum für die Gesellschaft von morgen“.

Die Branche kämpft mit einem schrumpfenden Markt

Andererseits sind Messen unabhänig von ihrem Politisierungsgrad stets auch eigenständige Unternehmen, geht es ihnen doch genauso ums Geschäft wie der Branche, die sich auf ihrem Gelände trifft. Wie gut es für die Messe selbst läuft, hängt von den Aussteller- und Besucherzahlen ab, und da hat sie dieses Jahr einen Rückgang der Aussteller von 2263 im Jahr 2015 auf rund 2200 zu verzeichnen. Unter anderem verzichtet der Hamburger Verlag Hoffmann & Campe auf einen eigenen Stand. Ausgleichen soll das das Publikum, das wie üblich auch wegen der Manga Comic Convention (ja, genau, die lesende Jugend!) in Scharen erwartet wird, zusammen mit dem in der ganzen Stadt veranstalteten Festival „Leipzig liest“ rechnet man mit einer Viertelmillion Besucher.

Die Branche wiederum kämpft mit einem leicht schrumpfenden Markt (insgesamt im Vergleich zum Vorjahr 1,7 Prozent weniger Umsatz, im stationären Buchhandel 3, 6 Prozent), ist aber zuversichtlich, dass es aufwärts geht. Von einer „Deutschen Welle“ spricht das Branchenmagazin „Buchreport“ gar, weil gerade drei Titel aus Deutschland in den Bestsellerlisten vorn stehen: Siegfried Lenz’ nachgelassener Roman „Der Überläufer“ sowie Elke Heidenreich und Benedict Wells mit neuer Prosa. So fehlt nur noch zum ganz großen Glück, dass Heinz Strunk am Donnerstag den Preis der Leipziger Buchmesse mit seinem Honka-Roman „Der goldene Handschuh“ gewinnt – anders als seine Konkurrenten braucht Strunk nämlich nicht am Markt etabliert zu werden. Den kennt schon jeder.

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