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Blues: Das Kleine Theater feiert Billy Holiday

Ein Billie-Holiday-Abend im Kleinen Theater - nur die gestopfte Posaune, Kontrabass und Gitarre können das Unterfangen retten.

Wann wird man je verstehn? „Don’t explain“ heißt ein teilweise selbst geschriebener Song von Billie Holiday – über fremden Lippenstift am Hemd und die Angst, allein zu bleiben. Nun hat Karin Bares das Stück „Lady Sings the Blues“, den Solo-Auftritt der vor 50 Jahren Verstorbenen, am Kleinen Theater so inszeniert, dass das traurige Liedchen ungewollt den Höhepunkt des Abends darstellt.

Obwohl es vielschichtige Biografien der Sängerin gibt, wird in Ulrich Grebes Werk lediglich ihre fragwürdige gleichnamige Autobiografie zu fahrigen Monologen zerhackt, garniert mit Songfragmenten. Erinnerungsfantasien der 1915 geborenen schwarzen Sängerin über Jugenderlebnisse im Bordell-Milieu sollen ausführlichst ihre Entwicklung erläutern. Dafür steht mit Gina Marie Hudson eine Protagonistin zur Verfügung, deren stets gleichbleibender Ausdruck schwer zu unterbieten ist. Man versteht weder die – alte? junge? – Figur noch ihre Drogensucht, ihr Rassismus-Trauma, den Aufstieg, die Abstürze. Und auch nicht ihre Bedeutung als Jazz-Chanteuse, das Besondere ihres verlangsamten und Knapp-daneben-Singens, die Welt ihrer herrlichen Songs, ihre utopische Freundschaft mit dem Saxofonisten Lester Young.

Nur die gestopfte Posaune, Kontrabass und Gitarre können das Unterfangen retten – zumindest für subtile Momente. Wenn sie bei „Don’t explain“ Solo-Spielraum erhalten, ahnt man, wie viel Poesie und Kraft aus dem Stoff zu gewinnen wären, hätte sich nicht die Oper der großen Sehnsucht in einen Sozialplot mit Tralala verwandelt. Der Rest ist: kleines Theater. Thomas Lackmann

Kleines Theater, Südwestkorso 63, wieder am 30. und 31. Mai

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