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© Davids

Neue Bühnen: Deutschlands erster Theaterdistrikt

New York hat den Broadway, London das Westend – und Berlin? Ab sofort das frisch getaufte Bühnenviertel „East End“ Gründungsmitglieder sind Friedrichstadtpalast, Admiralspalast, Chamäleon, Distel und Quatsch Comedy Club.

Große Visionen, lockere Sprüche, eine fürs Gruppenfoto mit den beteiligten Intendanten einmarschierende schicke Lady im knappen Mieder, dazu ein Tusch vom Band und danach der sämige Discosound der Crusaders, deren Dancefloorhit „Street Life“ beim Vormittagstermin in der Friedrichstraße sofort Assoziationen an flirrendes Nachtleben und funkelnde Großstadtlichter weckt: Wenn alle Shows im neuen Berliner Theaterviertel „East End“ so knackig inszeniert sind wie der Gründungstermin am Dienstag, dann kann ja gar nichts schiefgehen.

Als Vordenker der neuen Interessengemeinschaft aus Friedrichstadtpalast, Admiralspalast, Kabarett Die Distel, Chamäleon Varieté und Quatsch Comedy Club präsentiert sich dessen Chef Thomas Hermanns. Der betreibt einen zweiten Club in Hamburg und hat dort mit sechs weiteren Häusern schon Erfahrungen im Zusammenschluss der Reeperbahn-Theater gesammelt.

Zwölf Häuser zählen zum neuen Bühnenviertel

Hermanns ist bekanntlich Fernsehmoderator und hat keine Angst vor großen Worten. „Heiliger Boden“ sei die Gegend zwischen Friedrichstraße, Unter den Linden und Hackeschem Markt, sagt er. Und sprudelt einen kleinen mit Gags gespickten historischen Abriss der großen Theatertradition im Karree ab. Die reicht vom legendären Theaterregisseur Max Reinhardt bis zum Revuepapst Eric Charell und prunkte mit Premieren von der „Dreigroschenoper“ bis zum „Weißen Rössl“.

Kein Grund also für Berlin und Hermanns, sich hinter den weltberühmten Theaterdistrikten wie dem Londoner Westend oder dem New Yorker Broadway zu verstecken. Dass Letzterer rund 40 große Theater und unzählige kleine Bühnen zu bieten hat, aber das Berliner „East End“ – auch wenn wie erhofft bald die subventionierten Sprechtheater und die Komische Oper mitmachen – maximal zwölf Häuser, ficht die fidelen Gründungsmitglieder nicht an. Die Namensgebung sei eh mit einem Augenzwinkern verbunden, betonten Berndt Schmidt vom Friedrichstadtpalast, Falk Walter vom Admiralspalast, Hartmut Faustmann vom Kabarett Distel und Volker Brümmer vom Chamäleon.

„Wir sind der erste Theaterbezirk der Nation!“

„Wir sind der erste Theaterbezirk der Nation!“, freut sich ihr Kollege Thomas Hermanns. Nirgendwo in Deutschland würden mehr Eintrittskarten auf einem Quadratmeter verkauft, nirgendwo gäbe es eine höhere Theaterdichte. Von der florierenden Bar- und Restaurantszene rund um die nördliche Friedrichstraße ganz zu schweigen.

Fürs Erste dienen ein Internetauftritt (www.eastendtheater.de), eine Plakatkampagne und ein Flyer der Vermarktung der Interessengemeinschaft. Und je nachdem wie der Name „East End“ angenommen wird, wollen die Theater weitere Aktionen wie Sammeltickets, einen Theaterball, Weihnachtsbeleuchtung oder Straßendekorationen folgen lassen. Falk Walter, der mit seinem Admiralspalast vergleichsweise neu in der Friedrichstraße ist, denkt an eine gemeinsame Ticketbude im Viertel, wo wie im Londoner Westend oder am Broadway Halbpreistickets für denselben Abend verkauft werden.

Er hofft, dass der Name „East End – Das Theaterviertel“ es Touristen leichter macht herzufinden. Berndt Schmidt vom Friedrichstadtpalast meint dagegen, er wolle mit der Aktion vor allem Berliner zur Identifikation mit dem historischen Vergnügungsviertel einladen: „Der Name ist nicht geschützt. Von uns aus kann es gerne auch East-End-Eisdielen oder -Friseurläden geben.“

Philosophie: Tradition ehren und entwickeln

Und wie interessiert sind Deutsches Theater oder Berliner Ensemble, Teil des „East Ends“ zu werden? Beim DT oder der Komischen Oper gebe es erstes Interesse, so Hartmut Faustmann von der Distel, aber beim BE müsse man wohl auf einen Intendantenwechsel warten: „Claus Peymann macht ja nirgendwo mit.“

Das dekorative Logo des „East Ends“ zeigt übrigens eine Theatermuse mit stilisiertem Kopfputz. So wie ihn das Showgirl mit dem Mieder trägt. „20er-Jahre-Ästhetik, poppig weitergedacht“, erläutert Thomas Hermanns die Idee des „East Ends“: „Tradition ehren und entwickeln.“

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