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Oper: Im Ring mit Runnicles

Die Pläne der Deutschen Oper Berlin: Durch die Ende vergangenen Jahres wirksam gewordene Verpflichtung der Deutschen Oper, Beiträge für die Rentenkassen nachzuzuzahlen, muss Harms in ihren verbleibenden zwei Spielzeiten ihre künstlerische Planung drastisch einschränken.

Wer auf einen dramatischen Abgang spekuliert hatte, wurde enttäuscht. Das schmallippige Statement, die Entscheidung werde der Regierende Bürgermeister zu gegebenem Zeitpunkt verkünden, war alles, was Kirsten Harms über ihre Zukunft an der Deutschen Oper nach 2011 sagen wollte. Dabei hätte die Intendantin zumindest einen guten Vorwand gehabt, um mit Theaterdonner ihren Posten hinzuschmeißen: Durch die Ende vergangenen Jahres wirksam gewordene Verpflichtung der Deutschen Oper, Beiträge für die Rentenkassen nachzuzuzahlen, muss Harms in ihren verbleibenden zwei Spielzeiten ihre künstlerische Planung drastisch einschränken. Allein in diesem Jahr muss Harms 800 000 Euro aus dem Haushalt des zweitgrößten deutschen Opernhauses herauspressen. Intendanten sind schon wegen geringfügigerer Gründe zurückgetreten, zumal es in den nächsten Jahren kaum besser aussieht. Die langsam, aber stetig steigende Auslastung (derzeit 69 Prozent), die mit jeder Vorstellung ein leichtes Plus in die Kassen spült, ist nur ein schwacher Hoffnungsstreif am Horizont.

Für die kommende Spielzeit bedeutet der Sparkurs, dass neben dem bereits abgesagten „Fidelio“ auch die szenische Wiederbelebung der Opernrarität „Oberst Chabert“ des 1954 verstorbenen Münchner Komponisten Hermann Wolfgang von Waltershausen durch den kanadisch-armenischen Filmregisseur Atom Egoyan dem Rotstift zum Opfer fällt. Im Rahmen des Sparbudgets ist nur noch eine konzertante Version möglich, obwohl gerade die szenische Präsentation vergessener Werke (zuletzt Braunfels’ „Heilige Johanna“) die größten Erfolge der Ära Harms waren. Leisten kann sich das Haus 2009/10 noch vier Neuproduktionen: Rossinis „Barbier“ (Regie: Katharina Thalbach) und Verdis „Otello“ (Regie: Andreas Kriegenburg), Wagners „Rienzi“ (Regie: Philipp Stölzl) und Strauss’ „Frau ohne Schatten“, bei der Harms selbst inszenieren wird.

Das Sagen allerdings hat am Haus schon längst jemand anderes: Während Harms sich eisern auf das Programm der kommenden Spielzeit konzentriert, enthüllt der neue Chefdirigent Donald Runnicles freimütig, was er mit der Deutschen Oper in den nächsten Jahren vorhat. Und das ist eine Menge: Neben Wagner und Strauss soll es einen Berlioz-Zyklus geben. Durch die Verpflichtung von gemäßigt modernen Regisseuren wie Robert Carsen, Graham Vick und Christoph Loy hat der Chefdirigent eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie Oper an der Bismarckstraße ab 2010 aussehen soll. Auch mit Sasha Waltz ist er im Gespräch für eine längerfristige Zusammenarbeit. Und Runnicles träumt davon, welche Dirigenten er ans Haus holen will. Seinen Freund „Dani“ Barenboim zum Beispiel oder Simon Rattle, den er mit einem „Ring“-Dirigat locken will. Alles wird gut – wozu braucht man eigentlich noch eine Intendantin? Jörg Königsdorf

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Jörg Königsdorf

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