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SPIEL Sachen: Im Vorzimmer von Frank-Walter

Wo der echte Wahlkampf mit Dienstwagenaffären und Jobversprechen vor sich hin dümpelt, muss das Theater für die Dramatik sorgen. Christine Wahl über die kleinen Referentinnen der großen Politiker.

Der Regisseur Matthias Rebstock liegt so gesehen richtig, wenn er mitten in der Sommerflaute unter dem Motto „Referentinnen – Geschichten aus der zweiten Reihe“ seine politischen Powerfrauen aus dem Back Office reaktiviert. Letztes Jahr waren die sechs Sängerinnen und Schauspielerinnen zum Sound des Ensembles leitundlause bereits mit Erfolg über die Bühne der Neuköllner Oper gestöckelt. Vor einer ironischen Barock-Pappkulissenbehauptung probte man den Ernstfall: einen Politikerempfang.

Der potenzielle Wähler erfuhr bei dieser Gelegenheit nicht nur, was er eh schon wusste – nämlich wie so ein Meeting medial inszeniert wird. Sondern er lernte auch die Disziplinen kennen, in denen die persönlichen Referentinnen sich bewähren und fortbilden müssen: Stiletto-Sprint auf tückischen Treppen, tiefsinniges Referieren über Sinn und Zweck der gemeinen Büroklammer, Wettkaffeekochen. Der aktuelle Rekord auf diesem Gebiet – 29 Sekunden – dürfte locker unterbietbar sein.

So bewusst überdreht die Inszenierung auch ist: Tilmann Rammstedts Textvorlage basiert auf soliden Recherchen. Die Theatercrew hatte unzählige Interviews mit einschlägigen Referentinnen geführt und war dabei bis zum direkten Umfeld Frank-Walter Steinmeiers vorgedrungen. Die Heinrich-Böll-Stiftung wird also schon wissen, warum sie die putzmunteren Referentinnen jetzt für drei verlängerte Wochenenden in ihre Residenz (Schumannstraße 8) geladen hat: Vom 14.-16./20.-23. u. 26.-30.8., jeweils 20 Uhr, läuft die Musiktheatersatire in einem Konferenzraum der Stiftung. In direkter Nachbarschaft zum Regierungsviertel.

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