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© Theater Strahl

Theater-Kurzkritik: Eltern nerven

Dieses Stück beweist mal wieder: Pubertierende Kinder sind mit ihren Sorgen und Fragen allein. „Frühlings Stürme“ heißt die Wedekind-Variation, die im Theater Strahl auf die Bühne und ins Heute gebracht wird.

„Jetzt beginnt sie, die schönste Zeit in deinem Leben!“, jubiliert die Mutter am 14. Geburtstag ihrer Tochter Wendla. Als Geschenk gibt es einen puffroten BH in falscher Körbchengröße und einen Frauenarzttermin, wegen der Pille. Dem armen Mädchen ist das alles nur furchtbar peinlich.

So ändern sich die Zeiten: Aus der sexuellen Verklemmtheit der wilhelminischen Doppelmoralisten in Wedekinds „Frühlings Erwachen“ ist der liberale Furor einer Elterngeneration geworden, die sich den eigenen Kindern als Freund aufzuzwingen versucht. Der Effekt ist der gleiche: Die pubertierenden Kinder sind mit ihren Sorgen und Fragen allein.

„Frühlings Stürme“ heißt die Wedekind-Variation, die der Autor und Regisseur Günter Jankowiak nun im Theater Strahl auf die Bühne gebracht hat (wieder am 24./25. 9., 11 Uhr). Es ist eine stimmige Fassung, die unverkrampft die Vorlage ins Heute überführt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Wendla (Yvonne Yung Hee), die bei ihrem ersten Mal mit Melchior (Oliver Moritz) schwanger wird. Ein misslungener Abbruchversuch nach Internet-Anleitung, von den Ärzten als Suizidversuch verstanden, beschert ihr die Einweisung in die Psychiatrie. Doch nicht nur Wendla, auch die anderen Jugendlichen ringen um Halt und Orientierung im Hormonsturm.

Was das hervorragende Ensemble, das auch in die Rollen der Erwachsenen wechselt, höchst berührend vermittelt.

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