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Kultur: Buenos Dias Argentina

In der Komödie „Superclassico“ folgt ein verlassener Däne seiner Frau nach Buenos Aires.

Die Farben leuchten, das Wasser glitzert und die Muskeln strahlen frisch geölt – ja, nichts wie hin nach Buenos Aires, denn da funkelt das Leben. Die argentinische Hauptstadt dient in „Superclassico“ als Schauplatz für eine der ältesten Geschichten, seit es Scheidungsanwälte gibt. Nur dass hier die Offstimme im Stil der „Fabelhaften Welt der Amelie“ kein modernes Großstadtmärchen erzählt, sondern das Drama des erst traurigen, dann peinlichen und schließlich grotesken Liebesrückeroberungsversuchs eines Mannes, der am liebsten in Rotwein badet. Oder auch: sich darin ertränkt.

Doch zunächst ins dunkle Dänemark. Christian ist Weinhändler in Kopenhagen und gerade dabei, seine Restbestände zu tilgen, als ihn die Scheidungspapiere seiner Frau Anna erreichen. Ihrer Familie hatte die Fußballmanagerin schon vor einer Weile den Rücken gekehrt. Zurückgelassen hat sie einen relativ verzweifelten Ehemann und einen 16-Jährigen (Jamie Morton), der unter der Last der Welt und besonders jener seines schwarzen Ledermantels leidet.

Das Trennungspaar spielen Anders W. Berthelsen und Paprika Steen, die sich vor über zehn Jahren erstmals bei den Dreharbeiten zum Dogma-Film „Mifune“ begegnet sind. Nun schickt sie Regisseur Ole Christian Madsen nach Buenos Aires zum „superclásico“, dem Fußball-Lokalderby zwischen River Plate und Boca Juniors. Einer der Boca-Stars ist Annas neuer, durchtrainierter Liebhaber Juan Diaz (Sebastian Estevanez), den sie zu heiraten gedenkt. Kurz vorm Anpfiff stellt er sich so nackt wie prachtvoll dem nachgereisten Vater und Sohn vor.

Die Begegnung zwischen den verstockten Dänen und dem freizügigen Argentinier gehört zu den klischeehaften Szenen, die „Superclassico“ mitunter unerträglich machen. Doch genauso oft, wie man sich für schlechten Slapstick fremdschämt, muss man dann doch lachen, weil der eine oder andere billige Witz einfach zu komisch ist. Etwa als die Erzählerstimme raunt: „An Juan Diaz war alles groß und mythologisch.“

So albern, wie die Charaktere zunächst gezeichnet scheinen, so mitfühlend geht die Inszenierung schließlich mit ihnen um. Christian mag versoffen sein, Juan ein bisschen verblödet scheinen und Anna für diesen Liebhaber einen Tick zu alt. Im Sonnenschein Argentiniens aber lösen sich all die kleinen Dramen in Zuversicht auf. Hätte das Ganze in Kopenhagen stattgefunden, hätte es vermutlich mindestens einen Toten gegeben.

Bundesplatz, Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmtheater am Friedrichshain, Kulturbrauerei, Passage

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