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Kultur: Bukolisch

Oboist Albrecht Mayer in der Philharmonie.

Sagen wir’s mal so: Wenn Albrecht Mayer mit den Berliner Philharmonikern auftritt, ist der Saal voller. Am Dienstag aber ist der langjährige philharmonische Solo- Oboist Gast in der eigenen Stadt, engagiert vom Zürcher Kammerorchester. Obwohl die 11 Damen und neun Herren aus der Eidgenossenschaft weite Teile des Programms bestreiten – mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks spielen sie Rossinis D-Dur-Streichersonate und die 8. Jugendsinfonie Mendelssohns –, gelingt es Albrecht Mayer, den Abend zu seinem zu machen. Nicht zuletzt, weil er sich lang und launig selber anmoderiert: Um Dentalhygiene, Plagiate und 150-Dezibel- Huster geht es bei seinen Extempores, und ein wenig auch um Musik.

Die aber erklärt sich sowieso von selbst, wenn der charismatische Interpret die Lippen ans Doppelrohrblatt legt. Mayer hat einfach Bühnenpräsenz – und eine enorme rhetorische Eloquenz! Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ gibt er einen schimmernden Bronzeton, zart verwehen die Schlussnoten der lyrischen Stücke. Heller färbt er den Klang bei Ravels Suite „Le Tombeau de Couperin“, die Joachim Schmeisser für virtuose Oboe und Streicher arrangiert hat. Immer wieder wirkt hier der melodische Fluss spontan improvisiert, in der Forlane meint man einen bockbeinigen Faun durchs Uferschilf springen zu sehen. Auf eine Gedankenreise durch liebliche bukolische Landschaften nimmt Albrecht Mayer die Zuhörer auch in Vaughan Williams spätromantischem Oboenkonzert mit – so richtig zu Herzen aber geht die Bach-Zugabe. Dankbarer Applaus. Frederik Hanssen

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