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Kultur: Bundeswehr: Störmanöver - Von Berliner Gelöbnissen

Vier "öffentliche" Gelöbnisse hat Berlin seit der Wende erlebt - immer begleitet von Protesten. 31.

Vier "öffentliche" Gelöbnisse hat Berlin seit der Wende erlebt - immer begleitet von Protesten.

31. Mai 1996: Bei der Premiere vor dem Schloss Charlottenburg sprechen 300 Rekruten aus dem Jägerbataillon in Kladow ihr Gelöbnis. Ehrengast der von Pfiffen und Buhrufen begleiteten Zeremonie ist Bundespräsident Herzog. Bei einer Demo kommt es zu Ausschreitungen. Polizisten werden mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein Teil der 900 Demonstranten versucht, von der genehmigten Route abzuweichen, wird jedoch von der Polizei unter Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken zurückgedrängt. 24 Personen werden festgenommen, darunter die PDS-Abgeordeten Freke Over und Marion Seelig. In der Nacht zuvor hatte es einen Buttersäure-Anschlag auf den Veranstaltungsort gegeben.

10. Juni 1998: Nach einer Pause von zwei Jahren verlegte die Bundeswehr das zweite Gelöbnis mit 332 Rekruten vor das Rote Rathaus. Mit großem Abstand demonstrieren am Marx-Engels-Forum 1000 Menschen mit Pfeifen und Rasseln. Bei Rangeleien mit der Polizei werden 13 Personen festgenommen. Während des Gelöbnisses werden mehrere Personen abgeführt, als sie versuchen, die Zeremonie zu stören.

Seit 1999 findet das nunmehr jährlich abgehaltene Gelöbnis immer am 20. Juli statt. 1999 gelangen etwa 20 Demonstranten mit gefälschten Einladungen direkt auf den Appellplatz. Im feierlichsten Moment der Zeremonie rennen halbnackte Frauen zur Bundesfahne, Männer werfen Knallfrösche und zeigen Transparente. Viele Offiziere äußern danach unter der Hand Hochachtung über die perfekte Organisation der Störer.

20. Juli 2000: Seit diesem Schock wurde die Sicherheit extrem verschärft. Im vergangenen Jahr lagen zwar gefälschte Einladungen in Berliner Briefkästen, kein Demonstrant gelangte allerdings näher als 200 Meter an den Appellplatz. Die 200 Rekruten des Wachbataillons gelobten ungestört.

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