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Kultur: Bundeswehrreform: Rennpferde im alten Munitionsdepot: Wenn die Armee abgerückt ist - Wie NRW das Gelände heute nutzt

Der Anruf erreichte Wolfgang Clement am späten Sonntagabend. Der Düsseldorfer Regierungschef (SPD) war gerade von der Ministerpräsidentenkonferenz aus Wiesbaden zurückgekehrt, als ihm Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) im heimischen Bonn die schlechte Nachricht überbrachte.

Der Anruf erreichte Wolfgang Clement am späten Sonntagabend. Der Düsseldorfer Regierungschef (SPD) war gerade von der Ministerpräsidentenkonferenz aus Wiesbaden zurückgekehrt, als ihm Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) im heimischen Bonn die schlechte Nachricht überbrachte. Bald 13 000 Arbeitsplätze will der oberste Dienstherr der Soldaten im größten Bundesland streichen, davon 3000 zivile Angestellte. Wolfgang Clement war auf diese Botschaft vorbereitet. "Das muss zu sozialen Bedingungen geschehen", hatte Clement dem Verteidigungsminister sofort entgegnet und hinzugefügt: "Niemand darf in die Arbeitslosigkeit entlassen werden."

Freilich wird es schwer werden, diesem Anspruch im ganzen Lande gerecht zu werden. Allein in Rheine will Scharping bald 1500 Mann aus der Truppe nach Hause schicken, hinzu kommen etwa 500 zivile Beschäftigte. "Ausgerechnet in Rheine hatten wir ohnehin große Probleme am Arbeitsmarkt", stöhnte Clement in Erinnerung an Rettungsversuche beim Autobauer Karman.

"Wir denken an Transfergesellschaften, jeder Ausscheidende soll dort sofort einen neuen Arbeitsplatz angeboten bekommen", sagte der NRW-MP. Arbeitnehmer sollen vom ersten Tag an qualifiziert werden, keinen Tag ohne Beschäftigung zu Hause sitzen: "An den Kosten muss sich die Bundeswehr dann allerdings auch beteiligen."

Solche Gesellschaften sind freilich nur erfolgreich, wenn es andere Arbeitsplätze an den Standorten gibt. Clement gab sich optimistisch. Er erinnerte an die vielen Arbeitsplatzverluste nach dem Weggang der Alliierten. Auch die Bundeswehr baut in NRW seit langem Arbeitsplätze ab. Zu Beginn der 90er Jahre hatte sie noch fast 90 000 Soldaten. Scharping will diese Größe von heute 59 000 auf weniger als 50 000 reduzieren. Auf altem Militärgelände wurden rund 10 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Clement rechnet mit weiteren 25 000.

Besonders spektakulär war der Ansiedlungserfolg im niederrheinischen Kranenburg. Dort hatten die Amerikaner Depots für Panzermunition mit meterdicken Decken hinterlassen, die sich auf den ersten Blick zivil kaum nutzen ließen. In den alten Depots stehen jetzt edle Rennpferde. Ein pfiffiger Investor hat dort nun eine Trabrennbahn eingerichtet.

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